Die Graphische Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart verfügt über einen hervorragenden Bestand deutscher Kunst vor 1800. Ein Großteil der rund 3.000 Zeichnungen und knapp 40.000 Druckgraphiken dieses Sammlungsbereichs geht auf das 1807 gegründete »Königliche Cabinett der Kupferstiche und Handzeichnungen« zurück, in das verschiedene fürstliche und private Sammlungen eingegangen waren.
Kunst auf Papier vor 1500
Bei den ältesten Blättern in der Graphischen Sammlung handelt es sich um Miniaturen aus illuminierten Psalterhandschriften der Zeit um 1300. Die frühesten Federzeichnungen, Holzschnitte und Kupferstiche der Sammlung stammen aus dem 15. Jahrhundert. Sie alle widmen sich vor allem der Darstellung religiöser Themen, doch wenden sich Künstler wie der Meister E.S. und Martin Schongauer zunehmend auch dem Alltagsleben zu.
Renaissance in Deutschland
Albrecht Dürer aus Nürnberg ist die prägendste deutsche Künstlerpersönlichkeit der Zeit um 1500. Die Staatsgalerie besitzt einen umfangreichen Bestand seiner Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen. Eine äußerst ungewöhnliche Federzeichnung seines Schülers Hans Baldung, die Adam und Eva als erschöpftes Liebespaar nach dem Geschlechtsakt zeigt, zählt zu den Höhepunkten der Sammlung. Aus Baldungs Werkstatt stammt auch eine Gruppe von bemerkenswerten Hell-Dunkel-Zeichnungen auf farbig grundiertem Papier, die sich einst im sogenannten »Großen Sammelband« befanden, der vor 1843 in die Sammlung gelangt ist und um 1900 in Einzelblätter aufgelöst wurde.
Barocke Himmel, klassische Landschaften
Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der deutschen Kunst des 17. Jahrhunderts, vor allem auf den künstlerischen Zentren München und Augsburg. Hier finden sich etliche zeichnerische Meisterwerke u.a. von Friedrich Sustris, Hans Rottenhammer und Johann Heinrich Schönfeld. Breit vertreten sind zudem druckgraphische Werke der Augsburger Kupferstecher-Familien Custos, Kilian und Küsel. Für die hohe Qualität der Werke des 18. Jahrhunderts in der Sammlung stehen der umfangreiche Bestand an Zeichnungen und Druckgraphiken von Daniel Nicolaus Chodowiecki sowie zahlreiche Landschaftszeichnungen von Künstlern wie Jakob Philipp Hackert, Joseph Anton Koch oder Adrian Zingg.