Worum es geht

Beschreibung

Der um 1501 entstandene Kupferstich Der Fahnenschwinger spiegelt wie kaum ein anderes Blatt zuvor Dürers Rezeption der italienischen Renaissance und sein Interesse für die Proportionen des menschlichen Körpers wider, eine Entwicklung, die in seinem Blatt Adam und Eva von 1504 kulminieren sollte. Zu sehen ist ein junger Mann mit wehendem Haar, der im eleganten Kontrapost oberhalb einer hügelumsäumten Meeresbucht steht. Die Fahne in seiner rechten Hand flattert im Wind. Es handelt sich um eine dreieckige Feldstandarte mit dem von Flammen und Feuerstrahl versehenen burgundischen Andreaskreuz darauf, das auf die Zugehörigkeit zum Orden vom Goldenen Vlies verweist. Denn der Fähnrich bekleidete eine herausragende Ehrenposition, unter dessen Fahne das Heer der Landsknechte versammelt wurde. Mit der linken Hand greift der Fahnenschwinger kampfbereit nach dem Griff seines Schwertes, das hinter seinem Körper sichtbar ist. Die auf die Schultern zurückgeschobene federbesetzte Kopfbedeckung, das taillenkurze Wams und die voll geschlossene Hose samt der Schamkapsel spiegeln die Mode der Zeit wider. Schon der Kunsthistoriker Erwin Panofsky verwies auf die Verbindung dieses Kupferstichs mit den Proportionsstudien Albrecht Dürers und dessen Erforschung der idealen menschlichen Gestalt, die maßgeblich durch Dürers Rezeption der Renaissance-Künstler auf seiner Italienreise befördert wurden. Das Blatt hatte umgehend großen Einfluss auf andere Künstler nördlich der Alpen wie Lucas van Leyden. [PSc] Ausstellung: »Albrecht Dürer und Lucas van Leyden. Kunst und Leben um 1500«, 2015/16

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