Die Melancholie ("Melencolia I")

Worum es geht

Beschreibung

Der große Kupferstich von Albrecht Dürer ist eines seiner komplexesten grafischen Werke und zählt heute zu den drei Meisterstichen, zusammen mit dem »Ritter, Tod und Teufel« (1513, vgl. Inv. Nr. A 3430) sowie dem »Hl. Hieronymus im Gehäus« (1514, vgl. Inv. Nr. A 3396). Die bekränzte und geflügelte Frau ist umgeben von geometrischen Körpern, Handwerksgegenständen, alchemistischen Geräten, Symbolen der Trägheit und Vergänglichkeit, während am Horizont ein Komet und einem Regenbogen den Himmel erleuchtet. Ihre düster dreinblickende Gestalt personifiziert das schwermütige Temperament und setzt sich mit der Bildtradition der sieben Freien Künste auseinander - allen voran mit der Geometrie, gekennzeichnet durch die Attribute Zirkel und Buch. Die sinnreichen Symbole sind noch immer nicht vollständig entschlüsselt, spielen aber auf ein sich in Dürers Zeit wandelndes Verständnis der im Mittelalter vorwiegend aus medizinisch-astrologischer Sicht erforschten Lehre von den vier Charaktereigenschaften oder Temperamenten an. Neu ist die inhaltliche Verknüpfung von Gemütszustand und künstlerisch-schöpferischem Sinngehalt in der Darstellung der Melancholie. Das Sinnbild wird als Auseinandersetzung des Künstlers mit der Vorstellung vom melancholischen Temperament als Voraussetzung für kreativ-schöpferische Leistung des Geistes interpretiert, die auch den modernen Geniebegriff prägt. Auf diesen humanistischen Diskurs bezieht sich wohl auch der Titel des Blattes »Melencolia I«.

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