Christus in der Vorhölle (Die große Passion)

In Dürers Großer Passion folgt auf die Grablegung Christi (Inv. Nr. A 1949/703) die Darstellung von Christus in der Vorhölle . Im Neuen Testament gibt es dafür keine Textgrundlage. Die Szene setzt an der Zeile des apostolischen Glaubensbekenntnisses an: »niedergefahren zur Hölle« (ökumenische Fassung: »hinabgestiegen in das Reich des Todes«). Sie illustriert die Vorstellung, dass die Menschheit durch den Sündenfall verdammt war, in der Vorhölle zu leiden, und erst durch den Tod Christi am Kreuz daraus erlöst wurde (vgl. Inv. Nr. A 1965/GL 893,n. In der Großen Passion zeigt Dürer dieses Geschehen als längeren Vorgang. Das erste Menschenpaar ist schon befreit: links stehen Eva und Adam mit dem Apfel und einem Kreuz. Christus kniet und holt weitere Menschen aus dem unterirdischen Verlies. Seine ruhig-kraftvolle Erscheinung wird noch hervorgehoben durch die hilflos wütenden Höllenmonster. Wie viele druckgrafische Werke Dürers wirkte die Große Passio n vorbildlich auf anderen Künstler. Jerg Ratgeb etwa setzte sich in seinem Entwurf einer Grablegung damit auseinander (Inv. Nr. C 1965/1399). [HMK]