Worum es geht

Beschreibung

Bereits 1893 verarbeitete Edvard Munch die Beziehung zu seiner ersten Geliebten im Gemälde »Mondschein«. Drei Jahre später schuf er den Holzschnitt »Mondschein I«, dem 1902 diese nur wenig veränderte zweite Fassung folgte. Charakteristikum aller Darstellungen sind das dunkle Gewand sowie der Hut der Frau, aus dem das Gesicht hell im bleichen Licht des Mondes herausleuchtet. Die Düsternis verheißt Einsamkeit und Resignation, was sich auch in den großen Augen und den sinnlichen Lippen widerspiegelt. Vor ihrem Haus in Åsgårdstrand erscheint Milly Ihlen-Thaulow, seit 1881 Gemahlin von Munchs Cousin, dem Marinearzt Dr. Carl Thaulow. Sein Bruder Frits Thaulow, dessen »Freiluft-Akademie« Munch im Herbst 1884 besuchte, hatte dem Künstler mit finanzieller Hilfe einen ersten Aufenthalt in Paris im Mai des kommenden Jahres ermöglicht. Milly tauchte in Munchs eigenen Texten unter dem Pseudonym »Fru Heiberg« (»Madame Heiberg«) auf: Dort beschrieb er sie als eine verheiratete Frau, die - obgleich sie nur drei Jahre älter als der damals 22-jährige Munch war - um ihr Alter zu verbergen, sich ihm gern im Mondschein zeigte. Von ihr erhielt er 1885 nach eigener Beschreibung seinen ersten Kuss. Im September 1902 kam der endgültige Bruch Munchs mit seiner damaligen Geliebten Tulla Larsen - vielleicht daher die Erinnerung an die frühere bzw. erste Geliebte, die sich in der zweiten Fassung von »Mondschein« im selben Jahr niederschlug.

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