Worum es geht

Beschreibung

In seinem allerersten »Selbstbildnis« in der Druckgraphik blickt Edvard Munch frontal, ja fast gespenstisch, vor tiefschwarzem Grund auf den Betrachter. Unten eingegrenzt durch einen Knochenarm, oben durch den Künstlernamen und die Jahreszahl 1895 mutet das Ganze wie ein Epitaph an. Im ersten Zustand der Lithographie waren noch Schulter und Arme angedeutet, anschließend wurden sie zugunsten der Wirkung des Kopfes überdeckt. Das hagere Gesicht, dessen rechtes Auge den Betrachter fixiert, wohingegen sein linkes eher nach unten bzw. innen schaut, spielt auf die Tradition der ›Vera Icon‹ an. Der stehende weiße Kragen lässt an eine Priestertracht denken: Munch spielte in seinen späteren Lebensjahren mehrfach auf das Synonym seines Namens mit dem norwegischen ›munk‹ (zu deutsch ›Mönch‹) an. 1889 starb Munchs Vater Dr. Christian Munch, was zu einer Krise führte. Seit Beginn der 1890er Jahre hatte die psychische und physische Labilität Munchs zugenommen und er suchte wiederholt Hilfe in Sanatorien. Der Knochenarm symbolisiert somit auch den Hauch des Todes, der ihn berührt hat, sei es durch die eigene angeschlagene Gesundheit, sei es durch die stetige Erinnerung an das Sterben von Mutter (1868) und Schwester (1877) in der Kindheit - im Entstehungsjahr des »Selbstbildnisses« starb auch der Bruder Andreas.

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