Wappenschild mit Löwe, von einem Engel gehalten

Martin Schongauer war als Maler am Oberrhein tätig und führte zugleich den Kupferstich zu einer neuen technischen Perfektion, die für nachfolgende Generationen vorbildlich war. Viele seiner Stiche dienten als Vorlagen für Malerei und Kunsthandwerk. Auch seine kleinformatigen runden Wappenbilder entsprachen dem zeitgenössischen Bedarf nach aufwendig gestalteten Wappen mit den üblichen heraldisch stilisierten Tieren wie zum Beispiel dem Löwen. Hier fungiert ein sympathischer junger Engel mit Lockenkopf als Wappenhalter, der auf einer Wiese kniet. Alle Elemente fügen sich harmonisch in die Rundform ein. Das Blatt ist in der Mitte unten monogrammiert: »M + S«. Es stammt aus der Stiftung des Industriellen, Sammlers und Mäzens Max Kade (1882-1967): Er wanderte 1904 nach New York aus, gründete dort 1909 ein pharmazeutisches Unternehmen und erwarb die Herstellungs- und Vertriebsrechte für den Hustensirup Pertussin. Die von ihm 1944 ins Leben gerufene Max Kade-Foundation betätigte sich am Wiederaufbau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Max Kade selbst förderte in Stuttgart den Neubau der Mensa und der Universitätsbibliothek. Als Privatmann war Kade ein passionierter Sammler altdeutscher, altniederländischer und altitalienischer Graphik. Bei seinen mehrfachen Besuchen in Stuttgart ließ er sich immer wieder von Erwin Petermann (1904-1989), bis 1963 Leiter der Graphischen Sammlung und bis 1969 Direktor der Staatsgalerie, beraten.