Der heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt

Worum es geht

Beschreibung

Der Heilige ist im Zentrum des Blattes umringt von neun dämonischen Mischwesen, deren Körper aus verschiedenen Tieren zusammengesetzt sind und damit von einer genauen Naturbeobachtung Schongauers zeugen. Sie bilden trotz ihrer dramatischen Gesten, mit denen sie an Haaren und Kleidern von Antonius zerren und auf ihn einschlagen, eine geschlossene elliptische Form, in deren Mitte der Blick über das Skapulier zum ruhigen Gesicht des Heiligen gelenkt wird. Seine Gemütsruhe charakterisiert die Erzählung als Vorbild für die Gläubigen, zudem der Gepeinigte körperlich unversehrt geblieben ist. Eine Andeutung von Felsen und der durch ungewöhnliche Strichelungen angedeutete Himmel schaffen eine räumliche Verortung des Geschehens in der Luft. Das Bild zählt zum Frühwerk des Colmarer Malers und Kupferstechers. Den Auftrag erhielt Schongauer vermutlich von der Isenheimer Präzeptorei der Antoniter, die später auch Grünewald in Dienste nehmen sollte. »Versuchung« oder »Peinigung« des Heiligen Antonius waren ein beliebtes Motiv; der Heiligen erschien meist stehend von Dämonen umringt. Schongauers neuartige Bildfindung verlagert das Geschen in die Lüfte. In Schongauers Werk finden sich mehrfach ähnliche Teufelsgestalten. Albrecht Dürer verwendete Elemente der dämonischen Wesen für „Ritter, Tod und Teufel" oder Darstellungen aus der „Apokalypse". Das Moment der Peinigung in den Lüften nahm am eindrucksvollsten Lucas Cranach d. Ä. im Holzschnitt von 1506 auf. Der außergewöhnliche Kupferstich war weit verbreitet und oft kopiert; auch Michelangelo bewunderte ihn. [J.Krause/HMK]

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