Worum es geht
Kunstvoll ist das Tuch zur Haube geschlungen. Seitlich fallen Strähnen der welligen Haare auf die Schulter und bis über die Brust herab. Das schlichte, oben enganliegende Kleid ist tief ausgeschnitten. Mit vor sich hin sinnendem Blick scheint sich die junge Frau ihre Lage zu vergegenwärtigen: zwar hat sie - eine der Törichten Jungfrauen aus dem Gleichnis (Matthäus 25,1-13) - sich für den Bräutigam attraktiv zurechtgemacht, doch versäumt, rechtzeitig genügend Öl für ihre Lampe zu besorgen, und wird deshalb nicht mehr zu Hochzeitsfeier zugelassen. Ein so aufwendiger, modischer Kopfputz ist in ähnlicher Form auf Kupferstichen der Zeit an »historischen« und biblischen Figuren wie der Heiligen Veronika zu sehen. In der Forschung zu Schongauers Kupferstichen gilt dieses Bild als »außergewöhnlich« oder »merkwürdig«: entweder ganz früh und noch mit unzureichender Strichführung entstanden (um 1470), oder ganz spät (etwa 1490-1491) - die unvollendete Kupferplatte wäre von einem Werkstattmitarbeiter fertig gestochen worden, sichtlich an dem seitenverkehrten »S« im Monogramm.
Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?