Die Rast an der Quelle (Probedruck zu Blatt 20 in: Idee Pittoresche sopra La Fugga in Egitto)

Während Giovanni Battista Tiepolo mit seinen Söhnen und seiner Werkstatt am Freskenschmuck der Residenz in Würzburg arbeitete, schuf sein Sohn Giovanni Domenico Tiepolo nebenbei 1753 im Auftrag von Karl Philipp von Greiffenklau, Bischof von Würzburg und Herzog in Franken, die Folge mit Radierungen zur »Flucht nach Ägypten«, die in Stuttgart im ersten Zustand noch vor der Nummerierung der 27 Blätter vorliegt (Inv. Nr. A 29539-A 29566). In einer Vielzahl von Varianten wird die Flucht der Heiligen Familie vor den Mörderbanden des Herodes (Matthäus 2, 13-23) erzählt. Die Chronologie spielte für Tiepolo keine Rolle, seine Radierungen zeigen zudem Landschafts- und Architekturdarstellungen. Schon der Titel der Folge, »Ideè Pittoresche Sopra La Fugga in Egitto di Giesu, Maria e Gioseppe...« (»Malerische Ideen über Die Flucht nach Ägypten...«), verweist darauf, dass der Künstler seiner Phantasie freien Lauf ließ und zwar erfundene aber wohl denkbare Erlebnisse der Heiligen Familie auf ihrer Reise darstellte, deren Erfindungsreichtum einzigartig ist. Zu einer der Radierungen existiert dieser Probedruck mit nicht gereinigten Plattenrändern, der noch den mit Zweigen versehenen Baumstamm zeigt, der weit ins Bildfeld hineinragt. In der endgültigen Ausführung (Inv. Nr. A 29560) schwanden diese, wohl um die Kargheit der Szene und die Weite und Einsamkeit des Hintergrundes besser zu verdeutlichen.