Worum es geht

Beschreibung

Wie sein Vater Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) beschäftigte sich auch Giovanni Domenico mit dem Porträtzeichnen nach dem lebenden Modell. Die Studie wurde in der Vergangenheit Giovanni Battista zugeschrieben, gilt jedoch seit dem Katalog der Stuttgarter Ausstellung von 1970 als Werk Domenicos; James Byam Shaw und Antonio Morassi sahen in ihren Rezensionen dazu das Blatt weiterhin als Werk des Vaters an (James Byam Shaw: Tiepolo Celebrations: Three Catalogues, in: Master Drawings 9, 1971, S. 273; Antonio Morassi: Sui disegni del Tiepolo nelle recenti mostre di Cambridge/Mass. e di Stoccarda, in: Arte Veneta 24, 1970, S. 304; ebenso Gunther Thiem: Die Sammlung Schloß Fachsenfeld, Unbekannte Handzeichnungen des Barock und des 19. Jahrhunderts, in: Graphische Kunst 1, 1973/74, S. 10). Etwas seltsam mutet die leichte Verzeichnung zwischen Lippe und Nase in der linken Gesichtshälfte an, die vermutlich als Indiz für die Hand Domenicos zu deuten ist. Auch ist die Schulterpartie am Halsansatz nicht eindeutig geklärt. Ein vergleichbares Porträt mit dem »Nach rechts aufblickenden Kopf einer jungen Frau«, ebenfalls in Rötel, weiß gehöht auf blauem Papier, in dem der pointierte Augenaufschlag wiederkehrt, schuf Domenicos jüngerer Bruder Lorenzo (1736-1776), der begabteste Porträtzeichner der Familie Tiepolo, in einem Blatt seines Würzburger Skizzenbuches (Christel Thiem: Ein Zeichnungsalbum der Tiepolo in Würzburg. Erkenntnisse zur Praxis und Funktion des Porträtzeichnens im Tiepolo-Studio, München 1996, Nr. 62). Das emphatische Gesicht des Mannes könnte vielleicht eine vorbereitende Studie zu den Köpfen der beiden aufblickenden Heiligen auf der rechten Seite des Altargemäldes der Chiesa parrocchiale von Zianigo mit dem »Heiligen Franziskus von Paola und anderen Heiligen« sein, das Domenico 1778 schuf (Adriano Mariuz: Giandomenico Tiepolo, Venedig 1971, S. 152-153, Abb. 277).

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