Worum es geht

Beschreibung

Dargestellt ist der heilige Ludwig (Aloysius) Gonzaga, 1568 in Castiglione delle Stiviere geboren. Er war 1581 bis 1583 Page am Hof Philipp II. in Spanien, verzichtete auf das ihm zustehende Erbe und trat 1585 als Novize in die »Gesellschaft Jesu«, den Jesuitenorden in Rom, ein. Bei der Pflege von Pestkranken steckte er sich an und starb 1591 im Alter von 23 Jahren; die Heiligsprechung erfolgte 1726. Wie hier ist er stets als Novize mit der Soutane und dem kurzen weißen Chordienstgewand (»Rochette«) bekleidet dargestellt. Er kniet barhäuptig vor einem Altar, eine Krone und einen Lilienstängel vor sich, um den Kopf einen Strahlenkranz; Cherubim präsentieren eine Monstranz, in deren Mitte eine Kreuzigungsgruppe erscheint. Duftige Wolken begleiten die emphatische Kontemplation des Heiligen und seine himmlische Vision. Giiovanni Antonio Guardi erfasst die Komposition fast ausschließlich mit Umrisslinien in Feder und gibt ihr mittels einer subtil eingesetzten, stellenweise hauchzarten Lavierung Licht- und Schattenakzente. Die Nähe zu den Federzeichnungen Giovanni Battista Tiepolos (1696-1770) ist evident. Die Quadrierung weist auf den Entwurf zu einem Gemälde hin, das jedoch nicht überliefert ist. Lediglich thematisch vergleichbar ist ein Bild Guardis mit dem »Heiligen Johannes Nepomuk«, das sich ehemals im Museo Civico von Pordenone befand. Dort steht der Heilige, trägt jedoch auch eine Rochette und hält ein Kreuz in der Hand, links oben erscheinen zwei ähnliche Cherubim wie in unserer Zeichnung (Filippo Pedrocco und Federico Montecuccoli degli Erri: Antonio Guardi, Mailand 1992, Nr. 95, Abb. 114). Eine Studie zu »Zwei Cherubim« in Privatbesitz, ebenfalls in lavierter Feder, gehört vermutlich in den Zusammenhang des Entwurfs zum heiligen Ludwig Gonzaga (Corpus Photographicum of Drawings Gernsheim Nr. 115 885). Unsere Zeichnung war ehemals Gaspare Diziani (1689-1767) zugeschrieben, dann Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804). Bereits Alessandro Bettagno hielt sie für ein charakteristisches Blatt von der Hand Giovanni Antonio Guardis, während Alice Binion (Binion 1971, S. 238, Nr. 1) Francesco Guardi (1712-1793) als Zeichner vorzog. Letzterer wiederum griff die Komposition seines Bruders Giovanni Antonio seitenverkehrt in einer um 1780/90 entstandenen lavierten Federzeichnung mit dem »Heiligen Antonius, der die Eucharistie verehrt« auf: Auch hier kniet der Heilige, dem der Kelch mit der Hostie erscheint, umgeben von Cherubim und Wolken vor einem Altar (Venedig, Museo Correr; Binion 1971, Nr. 87, Abb. 209).

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