Der Krieg, Blatt 12: Sturmtruppe geht unter Gas vor (Mappe 2, Blatt 2)

In seinen 50 Radierungen »Der Krieg« schildert Otto Dix seine eigenen Erlebnisse in den verlustreichen Grabenkriegen in Frankreich und Flandern, an denen er selbst teilgenommen hatte. Sämtliche Aspekte des Kriegsalltags werden vorgeführt: Soldaten im Schützengraben oder im Unterstand, tote Landschaften und grausige Details von Verletzten und Toten, marschierende Truppenteile, aber auch der Bordellbesuch der Soldaten beim Erholungsurlaub. Teilweise beziehen sich die Bilder auf konkret benennbare Ereignisse, etwa die Schlacht an der Somme 1916. Das Thema »Gasangriff« nimmt Dix in der zweiten Mappe mit dem Blatt »Sturmtruppe geht unter Gas vor« auf. Die dichte, durch die malerisch wirkende Schwärze der Aquatinta bestimmte Komposition, zeigt in ausschnitthafter Nahaufnahme den unheimlichen Vormarsch einiger mit Gasmasken ausgerüsteter deutscher Soldaten. Durch Stacheldraht und zersplitterte Baumreste kämpfen sich diese Zwitterwesen aus Mensch und Maschine vorwärts, die mit ihren im sonstigen Dunkel hell leuchtenden Gasmasken an Tote erinnern. Es sind Lebewesen mit dem Gesicht des Todes, dem sie selbst dauernd ausgeliefert sind und den sie ihrerseits millionenfach bringen, wie die am oberen Bildrand emporgeschwungene Handgranate verdeutlicht.