Streichholzhändler

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Worum es geht

Beschreibung

Otto Dix (1891-1969) malte im Jahr 1920 in Dresden vier sogenannte »Krüppelbilder«, zu denen auch der »Streichholzhändler« zählt. Die Collage rezipiert den Irrsinn des Ersten Weltkrieges und verkehrt die vermeintlich goldenen 1920er-Jahre. Ein Kriegsversehrter ohne Gliedmaßen sitzt auf dem Gehsteig und preist in seinem Bauchladen Streichhölzer zum Verkauf an, wobei er von einem Dackel angepinkelt wird, der ungeniert den Blick des Betrachters sucht. Der mit Kreide auf die Ölschicht geschriebene Ausspruch »Echte Streichhölzer aus Schweden« quillt aus dem Mund des Mannes. Tatsächlich handelt es sich bei der von ihm offerierten Ware aber um einfache Zündhölzer aus dem sächsischen Riesa. Auffallend ist der von Dix gewählte Bildausschnitt und die damit verbundene Fragmentierung der übrigen Personen im Bild. Der Anschnitt der Beine der gutbürgerlich Gekleideten, die zu beiden Seiten aus dem Bild hetzen, verleiht der Szene eine gewisse Unruhe. In der perspektivischen Aufsicht wird der invalide Streichholzhändler dadurch noch stärker in den Fokus gerückt. Die Freundschaft mit dem Fotografen Hugo Erfurth führte in den 1920er-Jahren zur gegenseitigen Inspiration beider Künstler, sodass die von Dix eingesetzten Bildmittel auch auf die Aneignung fotografischer Dokumentationsmodi hindeuten. Eingeklebte Geldscheine und Zeitungsstücke im Rinnstein sowie die Streichholzkiste illustrieren darüber hinaus seine ganz eigene Sicht auf die Nachkriegswirklichkeit.

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