Kniender Diakon im Gebet, Studien von Hand und Kopf

Worum es geht

Beschreibung

Die Studie zu dem knienden jugendlichen Diakon lässt sich bisher keinem ausgeführten Bild von Domenichino zuweisen. Eine entfernte Ähnlichkeit besteht lediglich zu dem Diakon rechts unten im 1614 entstandenen Gemälde mit der »Kommunion des heiligen Hieronymus« im Vatikan (Pinacoteca, Inv. Nr. 40384; Elisabeth Cropper: The Domenichino Affair. Novelty, imitation, and theft in seventeenth-century Rome, New Haven und London, 2005, Abb. 2) Die linke Hand, die in der ganzfigurigen Gestalt nur zart angedeutet wird, ist links oben noch einmal genauer erfasst worden. Desgleichen widmete sich der Künstler dem Kopf des Diakons mit seinem leicht verlorenen Profil ausführlicher in einer Detailstudie rechts oben auf dem Blatt. Die Komposition Domenichinos geht ziemlich genau und seitenverkehrt auf ein um 1591/97 entstandenes Gemälde von Agostino Carracci (1557-1602) zurück (ebd., Abb. 3). Giovanni Lanfranco (1582-1647) bemängelte dies und ließ von François Perrier (1590-1649) um 1610 eine seitenverkehrte Radierung nach Letzterem anfertigten, um dies zu beweisen (ebd., Abb. 5). Domenichino wiederum mag auf diese Druckgraphik zurückgegriffen haben. Giovanni Bellori berichtet in »Le Vite de’ Pittori, Scultori, et Architetti moderni« ausführlich über diesen Vorfall, betont aber, dass Domenichinos Gemälde kein »Diebstahl« (»furto«) gewesen sei, sondern eine »lobenswerte Nachahmung« (»lodevole imitazione«) des Carracci-Bildes, da sich beide in den »Bewegungen, Affekten und Handlungen« unterscheiden (»sono differenti li moti, gli affetti e l’azzioni delle figure«) (Evelina Borea [Hg.]: Giovan Pietro Bellori. Le vite de’ pittori scultori e archittetti moderni, Turin 2009, S. 324; vgl. auch Barbara Stoltz: Die Kunst des Schneidens und die gedruckte Zeichnung. Theorie der Druckgraphik in der Kunstliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts, Merzhausen 2023, S. 106-107, Abb. 20-22, S. CXXXII).

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