Bordellszene. Zum süßen Mädel

Worum es geht

Beschreibung

Die Lithographie greift seitenverkehrt das gleichnamige Gemälde von 1907 aus der Folge »Das grüne Zimmer« auf. Letztere vereinte eine Reihe von Darstellungen, mit denen Edvard Munch versuchte, seine gescheiterte Beziehung zu Tulla Larsen zu verarbeiten: Themen wie »Begierde«, »Hass«, »Eifersucht«, »Die Mörderin«, »Weinendes Mädchen« oder die vorliegende »Bordellszene« bestimmten die Kompositionen, die stets in einem niedrigen, kastenartigen Zimmer mit auffälligem, ja beunruhigendem Tapetenmuster angesiedelt sind. Munch lernte die Tochter eines vermögenden Weinhändlers in Kristiania (ab 1925 Oslo) im Sommer 1898 kennen. Es folgten Jahre mit Reisen, aber auch mit Aufenthalten in Sanatorien wegen seines übermäßigen Alkoholkonsums. Tullas Heiratswünsche lehnte er stets ab. Im September 1902 kam es schließlich zur dramatischen Trennung der beiden in Åsgårdstrand: Während des Streits löste sich ein Pistolenschuss und zersplitterte Munchs Mittelfinger der linken Hand. Für den Künstler begann eine Zeit pathologischen Hasses auf die Ex-Geliebte, wiederum begleitet von Alkoholexzessen. Im Herbst 1908 brach er in Kopenhagen zusammen, es folgte ein achtmonatiger Aufenthalt in der Klinik von Dr. Daniel Jacobson. Doch die Erlebnisse mit Tulla Larsen ließen ihn nicht los, so dass er die bereits 1907 entstandene Gemäldekomposition 23 Jahre später noch einmal hervorholte und in der Lithographie erneut umsetzte. Auffallend ist, dass er heftigst in den Stein gekratzt hat und dies übermäßig bei der Frauenfigur, so als ob er Gesicht und Körper in Wut zerstören wollte, um die Erinnerung endgültig abzutöten.

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