Schauatelier Wüstenrot Stiftung

Unsere Restauratorinnen und Restauratoren leisten eine wichtige Arbeit im Museum, doch meist bleibt sie für den Besucher unsichtbar. Als größtes Kunstmuseum in Baden-Württemberg arbeiten bei uns Spezialisten für die Restaurierung von Papier, Malerei, Skulpturen und neue Medien. Dank der Wüstenrot Stiftung kann unser Publikum an diesem spannenden Prozess teilhaben: Das Schauatelier bietet in Halle I im Steib-Bau während der Öffnungszeiten des Museums hierzu Einblicke.

Anhand unterschiedlicher Projekte, die im Schauatelier sichtbar restauriert werden, erfahren Sie mehr über eine der bislang meist unsichtbaren Hauptaufgaben des Museums, das »Bewahren«.

Schauatelier Wüstenrot Stiftung

Aktuelles Projekt

Seit März 2023: Vittore Carpaccio

Ein neues Projekt ist in unser Schauatelier Wüstenrot Stiftung gezogen: Das Altarbild »Disputatio des heiligen Thomas von Aquin mit den Heiligen Markus und Ludwig von Toulouse« von Vittore Carpaccio wird dort ein Jahr lang kunsttechnologisch untersucht und restauriert. Die Tafel entstand für den Thomasaltar der Dominikanerkirche San Pietro Martire auf Murano und gehört zu den Meisterwerken der Sammlung »Barbini-Breganze«, die König Wilhelm I 1852 in Venedig erwarb. Die Restaurierungsmaßnahmen dienen dem Erhalt dieses bedeutenden Werks, das über die Jahrhunderte unterschiedliche Schäden erlitten hat. Die Untersuchungsergebnisse sollen zudem Informationen zu historischen Materialien und Techniken der venezianischen Malerei liefern.

Besuchen Sie unser Schauatelier und erleben Sie Restaurierung live - jeden Mittwoch bei kostenlosem Eintritt in unsere Sammlung!

Vittore Carpaccio, Disputatio des heiligen Thomas von Aquin mit den Heiligen Markus und Ludwig von Toulouse, 1507, Staatsgalerie Stuttgart, erworben 1852 mit der Sammlung Barbini-Breganze
Vittore Carpaccio, Disputatio des heiligen Thomas von Aquin mit den Heiligen Markus und Ludwig von Toulouse, 1507, Staatsgalerie Stuttgart, erworben 1852 mit der Sammlung Barbini-Breganze

Das Schauatelier wurde ermöglicht durch die

Wüstenrot Stiftung

Das Schauatelier Wüstenrot Stiftung bietet in Halle I im Steib-Bau Einblicke für die Besucher der Sammlung. 

Live Restaurierung jeden Mittwoch von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Abgeschlossene Projekte

Ehninger Altar

März 2022 bis April 2023

Einer der geheimnisvollsten Altäre der Staatsgalerie Stuttgart war in unserem Schauatelier Wüstenrot Stiftung: Der Ehninger Altar. Seit Ostern 2023 ist der Altar wieder in unserer Sammlung zu bewundern. Die kunsttechnologische Untersuchung konnte einige neue Anhaltspunkte zur kunstgeschichtlichen Zuordnung und Datierung des Retabels aufzeigen und den Eigenheiten des Ehninger Meisters auf den Grund gehen.

Zahlreiche Vorritzungen zeigen eine perspektivische Umsetzung, die für die Zeit Ende des 15. Jahrhunderts – in Schwaben einmalig ist. Der Ehninger Meister schafft eine weite Landschaft und überzeugende Innenraumdarstellungen mit Öffnung nach außen, die sich eng an der niederländischen zeitgenössischen Kunst orientieren, die er aber neu und ideenreich ergänzt.

Der Altar wurde sowohl durch präventiv-konservatorische als auch durch restauratorische Maßnahmen stabilisiert; viele Schäden des über 500 Jahre alten Altars sind jedoch nicht mehr reversibel. Unter anderem wurden Bildträger und Malerei gesichert, zahlreiche neue Risse geschlossen und die Rahmung angepasst. Aufwendige Kittungen und teilweise großflächige Retuschen lassen die Malerei geschlossener wirken.

Zur Restaurierung wurden neue Bearbeitungsmethoden eingesetzt. Außerdem wurde ein neues Forschungsprojekt am Institut für Konservierungswissenschaft der Kunstakademie Stuttgart angestoßen.

Zustand vor der Restaurierung (oben) und danach (unten)
Meister des Ehninger Altars, Ehninger Altar, um 1476 (?), Staatsgalerie Stuttgart
Meister des Ehninger Altars, Ehninger Altar, um 1476 (?), Staatsgalerie Stuttgart

George Segal

Oktober 2021 bis Februar 2022

Von Oktober bis Ferbuar wurde in unserem Schauatelier Wüstenrot Stiftung die Skulptur »Girl Sitting Against A Wall« von George Segal restauriert. Gipsabformungen von Menschen, in alltäglichen Situationen verortet, ist die typische Auffassung von Skulptur für George Segal. Bei diesem Werk sitzt die lebensgroße weibliche Gipsfigur still und von der Außenwelt abgewandt auf einem roten Stuhl. Hier herrschen Einsamkeit und hoffnungsloses Warten – und anders als bei traditioneller Skulptur wird der Betrachtende Teil der beklemmenden Umwelt.

Nachdem bereits 2018 erste dringend notwendige Restaurierungsarbeiten an der Skulptur durchgeführt wurden, mussten nun in einem weiteren Schritt gelockerte Gipsschollen an der Figur und auch Teile der Rückwand und des roten Stuhls gefestigt werden. Nach diesen Maßnahmen wurde die Skulptur gereinigt. Die Reinigung des auf Feuchtigkeit empfindlich reagierenden Gipses stellte dabei eine besondere Herausforderung dar. Schmutzpartikel lassen sich nur schwer aus den Tiefen des porösen Materials entfernen. In mehreren Phasen wurden mittels eines Gels die Schmutzpartikel abgetragen. Parallel wurden im Januar und Februar die Rückwand gereinigt und der rote Stuhl weiterbearbeitet.

Film zur Restaurierung

Peter Paul Rubens

Mit dem Doppelbildnis besitzen wir eines der wenigen Porträts, die Rubens für die mächtigsten Familien der Republik Genua fertigte.
Das Bildnis sowie zwölf weitere noch nie gezeigte Rubens zugeschriebene Werke wurden mithilfe umfangreicher technologischer Untersuchungen mit dem Mikroskop, sowie mit UV-, Infrarot- und Röntgenstrahlen, durch zwei Restauratorinnen erforscht. Die Ergebnisse geben Einblick in die frühe Schaffenszeit Rubens’ und sind .

Die Forschungskampagne zu diesen Gemälden war Anlass für eine Sonderausstellung zu Peter Paul Rubens im Herbst 2021.

Serra: Square

Juli bis Oktober 2020

Die Arbeit »Square« von Richard Serra wurde im Schauatelier Wüstenrot Stiftung. Das Werk mit der schwarzen Wachskreide auf Leinwand ist aus dem Jahr 1977. Serra gilt bis heute als einer der bedeutendsten Künstler der USA, der auch in Deutschland vor allem mit seinen Stahlskulpturen im öffentlichen Raum präsent ist. In der Sammlung der Staatsgalerie befinden sich mehrere Werke von ihm, restauriert wurde dieses große Leinwandwerk mit 283 cm x 283 cm, dessen Oberfläche klassische Alterserscheinungen aufwies.

Die Präsentationsform des Werkes gibt vor, dass dieses unmittelbar auf die Wand angebracht werden soll, was bisher mit Tackerklammern erfolgte. Das wiederholte Auf- und Abhängen führte zu Schädigungen.

Eine eingehende Untersuchung, Dokumentation und Schadensanalyse des Kunstwerks war die Grundlage eines geeigneten Restaurierungskonzeptes, welches die Präsentation der Arbeit unter Berücksichtigung konservatorischer Aspekte wieder ermöglichen konnte. Des Weiteren wurde die Art der Hängung während der Präsentation modifiziert und optimiert, um künftige Schädigungen durch die Tackerklammern zu vermeiden.

Antoaneta Ferres bei der Restaurierung von »Square«
Antoaneta Ferres bei der Restaurierung von »Square«
Antoaneta Ferres bei der Restaurierung von »Square«
Antoaneta Ferres bei der Restaurierung von »Square«

Nam June Paik: Beuys Hat

September 2019 bis Februar 2020: Restaurierung Nam June Paik, »Beuys Hat«

Die Installation »Beuys Video Wall (Beuys Hat)« des Pioniers der Videokunst Nam June Paik ist eine Hommage an den 1986 gestorbenen Künstlerkollegen Joseph Beuys. Die lautlos laufenden Videos auf den 44 Farbfernsehern der Installation dokumentieren eine 1984 von Paik und Beuys in Tokio aufgeführte Performance, wobei Paik seinen Part der Aufzeichung herausschnitt und allein die elektronisch verfremdeten Aktionen von Beuys in den Vordergrund stellt. Paik übersetzt vom Akustischen ins Visuelle, das Feuerwerk der Bilder scheint die Stille mit hämmernden Geräuschen zu erfüllen. Im Sinne von Paik wird durch den »Overkill« an Information ein neues Zeitgefühl umfassender Gegenwart hervorgerufen, das den Verehrten virtuell unsterblich macht.

Die 44 Farbfernseher, das Metallgestell, wie die Laserdisc-Player befanden sich zuletzt in einem Außenlager und wurden in die Staatsgalerie transportiert. Im Anschluss an den Transport wurden die Bildschirme des Kunstwerkes im Schauatelier Wüstenrot Stiftung aufgebaut.

Im nächsten Schritt prüfte der Restaurator die Funktionalität der Bildschirme durch Testläufe, die Besucher konnten diesen Prozess durch die Glasscheibe sehen und dadurch bereits erste spannende Eindrücke erhalten.

Erst nach diesem ersten Schritt - die Erfassung des Ist-Zustands wurde ein Konzept zur Restaurierung der Installation erstellt.

Restaurator Arnaud Obermann im Schauatelier Wütenrot Stiftung
Restaurator Arnaud Obermann im Schauatelier Wütenrot Stiftung

Giovanni Battista Tiepolo

Aus unserer Sammlung wurden in Vorbereitung der Ausstellung »Tiepolo – Der beste Maler Venedigs« folgende drei Gemälde aus unterschiedlichen Schaffensperioden im Schauatelier Wüstenrot Stiftung kunsttechnologisch untersucht: »Die letzte Kommunion des Hl. Hieronymus« (1730 / 32), »Apoll führt Beatrix von Burgund dem Kaiser Friedrich Barbarossa als Braut zu« (um 1751) und »Ruhe auf der Flucht nach Ägypten« (1762 / 70).
Ziel der Untersuchung war es, den technischen Aufbau und die Malweise des Künstlers zu verstehen, seine Arbeit an den drei Gemälden zu vergleichen und in Bezug zueinander zu stellen sowie auszuwerten.

Dazu wurden Strahlenuntersuchungen (Röntgen, Infrarot, UV), mikroskopische Untersuchungenund Pigmentanalysen (in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste) durchgeführt. Zudem erfolgte eine ausführliche Literaturrecherche um die Ergebnisse mit dem aktuellen Forschungsstand abzugleichen und dem Schaffensprozess Tiepolos und seiner Werkstatt auf die Spur zu kommen.
Die Werke waren vom 11.10.2019 bis 2.2.2020 in der Ausstellung »Tiepolo« zu sehen.

GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, ca. 1762 / 70, Staatsgalerie Stuttgart
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, ca. 1762 / 70, Staatsgalerie Stuttgart
Probe im Querschliff (Ruhe auf der Flucht), dunkle Grundierung besteht aus einer Vielzahl von Pigmenten, Malschicht Himmelsgestaltung Ultramarin in Weißausmischung
Probe im Querschliff (Ruhe auf der Flucht), dunkle Grundierung besteht aus einer Vielzahl von Pigmenten, Malschicht Himmelsgestaltung
Ultramarin in Weißausmischung

Kiefer: Glaube, Hoffnung, Liebe

Kiefers Werk »Glaube, Hoffnung, Liebe« (1973) ist seit 1982 Teil der Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart. In Vorbereitung für die Ausstellung »Die jungen Jahre der Alten Meister. Baselitz – Richter – Polke – Kiefer« in Stuttgart sowie für die Ausleihung an die zweite Station der Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg, wurde das Werk von Februar bis Ende März 2019 im Schauatelier Wüstenrot Stiftung restauriert. 

Das großformatige Gemälde besteht aus drei miteinander verbundenen Gewebebahnen, auf denen nach der Grundierung die Zeichnung mit Kohle erfolgt ist. Zentral im Bild ist ein aufgeklebter Karton sichtbar, auf den der Künstler Hasenblut aufgebracht hat.

Die Größe des Werkes lenkt in diesem Fall von dessen Fragilität ab. Bei näherem Hinsehen wurden zahlreiche Stellen sichtbar, in denen die Farbschicht zum Teil stark aufstand. Um Farbschichtverlusten vorzubeugen, besonders in Hinblick auf die kommende Ausstellung und die Ausleihe, erfolgte die ausführliche Festigung der abstehenden Schicht mit einem reversiblen Klebemittel. Mittels eines Heißluftgeräts mit sehr präziser Luftdüse konnten kleinste Farbschichtpartikel erwärmt, niedergelegt und befestigt werden.

Das restaurierte Werk war vom 12.4. bis 11.8.2019 in der Ausstellung »Die jungen Jahre der Alten Meister. Baselitz – Richter – Polke – Kiefer« zu sehen.

 

 Lydia Schmidt, Diplom Restauratorin
Anselm Kiefer, Glaube, Hoffnung, Liebe, 1973, Restaurierung im Schauatelier Wüstenrot Stiftung, Staatsgalerie Stuttgart © Anselm Kiefer 2019
Anselm Kiefer, Glaube, Hoffnung, Liebe, 1973, Restaurierung im Schauatelier Wüstenrot Stiftung, Staatsgalerie Stuttgart © Anselm Kiefer 2019

Brian O´Doherty: Portrait of Marcel Duchamp

Seit 2005 befindet sich Brian O’Dohertys »Portrait of Marcel Duchamp« (1966) als Sammlungsobjekt in der Staatsgalerie Stuttgart. Zuletzt konnte es in der Ausstellung »Marcel Duchamp - 100 Fragen. 100 Antworten.« vom 23.11.2018 bis 10.3.2019 erlebt werden.

Von September bis November 2018 wurde die kinetische Lichtskulptur in unserem Schauatelier Wüstenrot Stiftung restauriert. Als Vorarbeit wurde ein Gespräch mit dem Künstler im Dezember 2017 geführt sowie eine theoretische Abschlussarbeit zum Objekt betreut.
Ein poröser Antriebsriemen und eine ausgeleierte, bemalte Plastikschlaufe hatten das Werk zum Erliegen gebracht. Aufgrund der fragilen Zusammensetzung der Werkkomponenten und deren wechselseitig abhängigem Zusammenspiel, mussten nach akribischer Recherche Bestandteile ersetzt und zum Zwecke der Präsentation reproduziert werden. Ausgiebige Laufzeittests mussten hinsichtlich einer musealen Aufführung ebenfalls geführt werden.
Nach Abschluss der Maßnahmen konnte der Herzschlag Duchamps – zumindest temporär – in der Staatsgalerie »pochen«.

 

Arnaud Obermann, M.A. Rest. für Medienkunst
BRIAN O’DOHERTY, Portrait of Marcel Duchamp, 1966, Detailaufnahme Vorzustand, © Brian O'Doherty. All rights reserved
BRIAN O’DOHERTY, Portrait of Marcel Duchamp, 1966, Detailaufnahme Vorzustand, © Brian O'Doherty. All rights reserved

Lehmbruck: Die Große Sinnende

Von März bis Juli 2018 wurde die »Große Sinnende « von Wilhelm Lehmbruck in unserem Schauatelier Wüstenrot Stiftung restauriert.

Grund für die Untersuchung und Restaurierung waren die das Gesamtbild der Skulptur entstellenden Verschmutzungen sowie ein ausgeprägtes Netz von Sprüngen und Rissen in der gegossenen Skulptur.
Um erstmalig einen realistischen Eindruck zur Stabilität der Skulptur zu erhalten, wurde sie mittels einer mobilen Röntgenanlage »durchleuchtet«. Jetzt war erkennbar, dass in ihrem Innern Armierungseisen verwendet wurden und wo sich diese befinden.
Naturwissenschaftliche Analysen des Gussmaterials sowie vereinzelter Fassungsreste belegten auch, dass die Figur einmal komplett rosafarben war und mehrmals überarbeitet wurde. Nach den Untersuchungen konnten die Verschmutzungen sowohl mit Lasertechnik als auch mit feuchtem Mikroporenschwamm reduziert und störende Verfärbungen mit Aquarell retuschiert werden.

Die »Große Sinnende« sinnt und erst eine gewisse formale Ungestörtheit ermöglicht das Sinnen als Aspekt des In-sich-Geschlossenen wahrzunehmen, das Lehmbruck der Plastik gegeben hat. Betrachten Sie das Ergebnis der Restaurierung in unserer Sammlung, wo die Große Sinnende zu sehen ist.

 

Wir danken dem Restaurator Peter Bux. Weitere Informationen zur Restaurierung der »Großen Sinnenden« finden Sie im Katalog zur Ausstellung.
Vorzustand bis März 2018, Endzustand, Montage der Röntgenaufnahmen © Staatsgalerie Stuttgart / Peter Bux
Vorzustand bis März 2018, Endzustand, Montage der Röntgenaufnahmen © Staatsgalerie Stuttgart / Peter Bux

Beuys: Plastischer Fuß – Elastischer Fuß

Im Rahmen des Schauateliers Wüstenrot Stiftung wurde von Mitte März bis Ende August 2018 die Installation »Plastischer Fuß – Elastischer Fuß« (1969) von Joseph Beuys restauriert.

Vor dem Aufbau in der Staatsgalerie im Jahr 1984 hatte Beuys dieses Kunstwerk an mehreren Orten in unterschiedlichen Variationen präsentiert. Die erste Phase der aktuellen Restaurierung beinhaltete daher umfangreiche Quellenforschung. Es galt zu klären, wie der Künstler die Elemente an den Ausstellungsorten Düsseldorf, Stockholm, Basel, Paris und schließlich in der Staatsgalerie variierte, welche Elemente er neu hinzufügte und ob er Beschädigungen reparierte.

In der zweiten Phase wurde untersucht, wie die Materialien, u.a. Kautschuk, Filz, Stahlplatten und Fett gealtert sind, und ob es zu Veränderungen gekommen ist, die die künstlerischen Intentionen entstellen.

Eine solche der künstlerischen Intention zuwider laufende Veränderung lag bei »Elastischer Fuß« vor, dessen Lufttasche seit Jahren ungefüllt und platt war.

Um die plastische Qualität des elastischen Materials Kautschuks  wieder sichtbar zu machen, wurde ein neuer Innenschlauch angefertigt und in die Tasche eingesetzt. Diese kann nun – ganz im Sinne des Künstlers – mit Luft gefüllt werden und die Gummitasche bildet wieder ein plastisches Volumen aus.

Auch der wiederholte Auf- und Abbau der Installation hat die Materialien stark beansprucht. Eine spröde Masse aus Zement und Patex, mit der Beuys die horizontalen Verklebungen am »Elastischer Fuß« überdeckte, ist partiell abgefallen und gelockert. Ihre Haftung  auf der Gummiplane wurde jetzt verstärkt, um so die originale Substanz für die Zukunft zu sichern.

Kompliziert lag der Fall bei »Plastischer Fuß«, einer großen Filzbahn mit einer Tasche am unteren Ende. Diese wurde von Beuys mit sogenannter »Zinksalbe« gefüllt. Seit Jahren sickert eine 'ölige' Flüssigkeit durch den Filz auf die Bodenplatte.

Beuys selbst hatte in Fällen, bei denen Fett unkontrolliert auslief, interveniert; gleichzeitig hatte er aber bei »Plastischer Fuß« auf eine dichte Innenverpackung verzichtet und so das Eindringen des Fettes in den Filz ermöglicht.

Für die Restaurierung ergab sich daraus die Konsequenz, die Durchdringung des Filzes mit Fett zu akzeptieren und gleichzeitig ein unbegrenztes unkontrolliertes Auslaufen des Fettes zu verhindern.

Zum Abschluss wurden die Oberflächen der Stahlplatten und der stark eingestaubten LKW Batterien gereinigt.

 
Maike Behrends, Diplom-Restauratorin

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