Matrose und Mädchen (Für Mutz)

Behandelte Otto Dix das Thema »Liebespaar« in einem früheren Holzschnitt von 1921 (Inv.Nr. A 1970/5031) noch gemäßigter, so kommt nun im Aquarell »Matrose und Mädchen« die ganze Drastik seiner »Dirnenbilder« zum Ausdruck. Die verzerrten Gesichter werden zu hässlichen Fratzen, der Seemann ist auf Alkohol- und Bordellgenuss reduziert, auf pure animalische Gier. Die verlebte Dirne hingegen hat sich nicht aufgegeben, sie ist nicht die Unterwürfige oder Ausgenutzte, sondern zeigt aktive Lust am Geschehen. Dies ist charakteristisch für den Künstler, der die Auseinandersetzung des Betrachters mit der Halbwelt provoziert. Ein weiterer Aspekt dieser durchaus positiven Wahrnehmung ist die Tatsache, dass Dix dieses und andere Bilder mit ähnlichem Thema seiner Frau und Muse Martha, mit Kosenamen »Mutz« oder »Mutzli« gewidmet hat, wie rechts unten auf dem Blatt zu lesen ist: »Für Mutz«.