Skizzen zur hl. Francesca Romana und Engelsköpfen; Verso: Studien eines zum Schlag ausholenden männlichen Aktes und Putti

Donato Creti gehört zu den wichtigsten Künstlern des Rokoko und Neoklassizismus in Bologna. Sein skizzenhafter Zeichenstil mit großzügigen freien Konturlinien und Schraffuren zur näheren Bestimmung von Schattenpartien ist charakteristisch für die Spätzeit der bolognesischen Kunst. In dieser Zeichnung studiert Creti mehrfach die das Kind haltende heilige Francesca Romana sowie deren Kopf und die verschiedenen Putti als Vorstudien für sein 1731 datiertes Gemälde, das sich ehemals in San Ponziano degli Olivetani in Lucca befand (dann Santuario del Crocifisso dei Bianchi, heute Palazzo Arcivescovile; Luigi Ficacci: Santa Francesca Romana presenta suo confessore il bambino Gesù, in: Restituzioni. Tesori d’arte restaurati, hg. von Carlo Bertelli und Giorgio Bonsanti, Ausst.-Kat. Reggia di Venaria, Turin [28.3.-16.9.2018], Venedig 2018, Nr. 67). Creti schuf einen neuen Bildtypus: Der Überlieferung nach legte die Heilige das Kind in die Arme der Madonna, hier hält sie es in den Armen und kniet vor ihrem Beichtvater, während die Madonna über der Gruppe von Engeln begleitet auf Wolken schwebt. Eine Grisaille zur letzteren Gruppe war im Kunsthandel (Renato Roli: Drawings by Donato Creti: Notes or a Chronology, in: Master Drawings 11, 1973, S. 29, 32; Riccòmini 2012, Nr. 24.2). Die heilige Francesca Romana, bereits mit 11 Jahren zwangsverheiratet, machte später aus einem Teil ihres Palastes ein Krankenhaus und kümmerte sich um die Pestkranken. 1425 gründete sie in Santa Maria Nuova in Rom (später umbenannt in Santa Francesca Romana) die Compagnia delle Oblate del Monastero Olivetano, einen Orden caritativ tätiger adliger Frauen, die nach den Regeln des heiligen Benedikt lebten. Sie ist die Schutzpatronin der Stadt Rom. Ihre Visionen teilte sie ihrem Beichtvater Giovanni Mattiotti, dem Priester von Santa Maria in Trastevere mit, der sie überliefert hat.