Worum es geht

Beschreibung

Sir Joshua Reynolds (1723-1792) war neben William Hogarth (1697-1764) und Thomas Gainsborough (1727-1788) die zentrale Figur für die Entwicklung der englischen Kunst im 18. Jahrhundert. Als erster Präsident der im Jahr 1768 neu gegründeten Royal Academy of Arts prägte er durch seine künstlerischen und kunsttheoretischen Arbeiten maßgeblich den Kunstgeschmack seiner Zeit. Gerade seine intensive Rezeption Rembrandts, die sich beispielsweise in der Anwendung starker Hell-Dunkel-Kontraste bei Porträtdarstellungen widerspiegelt, war richtungsweisend. Ein Beispiel hierfür ist das Bildnis von Sir Jeffery Amherst von 1765, das sich heute sinnigerweise im Mead Art Museum des Amherst College befindet und als Mezzotinto von dem Iren James Watson (1740-1790) im Jahr 1766 reproduziert wurde. Reynolds präsentiert Amherst als triumphierenden Heerführer, der entscheidend zur Beendigung der französischen Herrschaft in Kanada beitrug, indem er am 8. September 1760 die Garnison von Montreal zur Kapitulation zwang. Amherst trägt den Stern und das Band des Bathordens (Order of the Bath), den er für seinen Sieg erhielt. Die Karte der Umgebung von Montreal im Bildvordergrund zeigt die Manöver von 1760. Im Hintergrund ist Amhersts Bataillon dargestellt, wie es mit Walbooten die gefährlichen Stromschnellen des Sankt-Lorenz-Stromes überwindet, angeführt von verbündeten Irokesen in ihren Kanus. Reynolds war es wichtig, dass nur die besten Schabkünstler seine Gemälde reproduzierten, denn nur sie waren fähig, die Subtilität und Intention seiner Bilder wiederzugeben. Watsons Meisterschaft zeigt sich allein schon in den Lichtreflexen auf Amhersts Rüstung, die im Medium der Druckgraphik so ungleich schwieriger herzustellen sind als im Gemälde. Helm und Harnisch selbst sind freilich vollkommen anachronistisch und Ausdruck einer tradierten Heerführersymbolik. Wie bei Porträts von Heerführern üblich, wird die Gesamtszenerie eingefasst durch einen dunklen, unwetterverheißenden Himmel, der schicksalsschwanger an den vom Schlachtengeschehen geprägten Beruf des Porträtierten erinnert. Durch die starken Hell-Dunkel-Konstraste wirkt die Himmelskomposition im monochromen Reproduktionsmedium ungleich dramatischer als im farbig ausgeführten Gemälde. Während Jeffery Amherst damals von der britischen Öffentlichkeit auch für seine Milde gegenüber den Einwohnern von Montreal gefeiert wurde, steht er heute, vor allem in Nordamerika, symbolhaft für die dunklen Seiten der Kolonialgeschichte. Denn er soll während des Aufstands der Pontiac 1763 dafür plädiert haben, die Indianer durch mit Windpockenerregern kontaminierte Decken auszurotten - ein frühes Beispiel für biologische Kriegsführung und immer wieder Anlass für Forderungen, das College umzubenennen.

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