Worum es geht

Beschreibung

Der in Dublin geborene John Dixon (um 1740-1811) schuf diesen Mezzotinto nach der Vorlage des Gemäldes »Count Ugolino and his Children in the Dungeon« von Sir Joshua Reynolds (1723-1792), einem der bedeutendsten englischen Maler des 18. Jahrhunderts und erster Präsident der Royal Academy. Fertiggestellt 1773, kaufte es 1775 der dritte Herzog von Dorset, John Frederick Sackville (1745-1799), für den Familiensitz Knole House in Kent, welcher heute Eigentum des National Trust ist. Protagonist der Darstellung ist Ugolino de’ Gherardeschi, eine berüchtigte politische Figur des 13. Jahrhunderts in Pisa. Verwickelt in die Rivalitäten zwischen Guelfen und Ghibellinen, wurde er von seinen Verbündeten verraten und zusammen mit zwei Söhnen und zwei Enkeln in einen Gefängnisturm gesperrt, um dort alle verhungern zu lassen. Dante dichtete im »Inferno«, dass der vom Hunger übermannte Ugolino die Körper seiner Söhne, die sich selbst wegen der Verzweifelung des Vaters als Opfer angeboten hatten, aß. Dargestellt hier ist jedoch der Moment, in dem sich die Gefängnistür geschlossen hat und sich alle ihres unausweichlichen Schicksals gewahr werden. Während Ugolino wie versteinert wirkt, stehen seine Nachkommen für verschiedene andere Gemütsreaktionen: Hilfesuchen, Wut, Ohnmacht, Verzweiflung. Zwar war das Ugolino-Thema bereits in Kunst und Literatur beliebt, aber Reynolds’ Darstellung wirkte im späten 18. Jahrhundert in England wie ein Katalysator für das Wiederaufleben Dantes als künstlerischer Inspirationsquelle und die Popularisierung von »Gothic«-Themen, wie sie in den Schauerromanen der Zeit vorkamen. Der internationale Ruhm und die Bedeutung des Gemäldes wurden entscheidend begünstigt durch das Mezzotinto von John Dixon. Im Vergleich zum Gemälde wird beim monochromen Mezzotinto durch die starke Hell-Dunkel-Wirkung die Dramatik des Geschehens noch gesteigert, was dem Blatt eine ganz eigene ästhetische Qualität verleiht.

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