Worum es geht

Beschreibung

Der besondere Ruhm Anthonis van Dycks war von jeher mit der Bildgattung des Bildnisses verknüpft, dem er sich in seiner späten Schaffensphase fast ausschließlich zuwandte. An der »Iconographie« van Dycks, die leider nicht komplett im Stuttgarter Graphikkabinett vorhanden ist, waren die bedeutendsten niederländischen Stecher beteiligt. Der heute geläufige Titel »Iconographie« kam allerdings erst im 18. Jahrhundert auf, nachdem sich dieser Begriff als Gattungsbezeichnung für Porträtwerke durchgesetzt hatte. Der Kern der van Dyck'schen »Iconographie« besteht aus einer Folge von 80 Radierungen unterschiedlichen Formats, die ohne eigenes Titelblatt um 1635/41 bei dem Antwerpener Verleger Martin van den Enden gedruckt wurde. Nach van Dycks Tod veranlasste der Antwerpener Verleger Gillis Hendricx eine zweite Auflage der Porträtfolge, die 1645/46 unter dem Titel »Icones principum virorum doctorum, pictorum, chalcographorum, statuariorum nec non amatorum pictoriae artis numero centum« erschien. Diese auf hundert Blatt erweiterte zweite Auflage ist allgemein unter der Bezeichnung »Centurie« bekannt geworden. Der erste Teil der »Icones« umfasst Bildnisse von Herrschern, Fürsten und Generälen, der zweite Teil ist den zeitgenössischen Gelehrten, Philosophen und Diplomaten gewidmet. Epigramme zu den Radierungen verfassten Gelehrte wie Constantijn Huygens und Franciscus Junius. Van Dyck wollte damit auch seinen eigenen Rang als Porträtist dokumentieren. Einige Radierungen schuf er selbst, andere Vorlagen ließ er von bekannten Rubens-Stechern in Kupferstichen wiedergeben. Neu war die Gleichbehandlung von Künstlern und Adeligen gemäß dem Ideal des »virtuoso«, der sich durch sein Wesen und seine Tugenden auszeichnet. Mit der gleichberechtigten Darstellung von Künstlern, Gelehrten und Fürsten schlug van Dyck ein neues Kapitel in der Geschichte der Porträtsammlung auf. Der letzte und zahlenmäßig umfangreichste Teil versammelt in qualitativ herausragenden Kupferstichen 52 überwiegend zeitgenössische flämische Künstler und Kunstliebhaber, wie zum Beispiel Peter Paul Rubens. Peter Paul Rubens war einer der bekanntesten Maler des Barock und Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone flämischer Herkunft. Nachdem Rubens schon seit 1623 als Diplomat in den Diensten der Erzherzogin Isabella zum Zweck von Friedensunterhandlungen tätig gewesen war, sandte ihn 1628 die Erzherzogin in gleicher Absicht nach Spanien. Rubens gewann das Vertrauen des Königs, wurde Sekretär des Geheimen Rats und führte während seines Aufenthalts in Madrid mehrere Werke aus. Von Madrid wurde er unmittelbar 1629 nach London gesandt, um mit dem König über einen Frieden zwischen Spanien und England zu verhandeln. Diesen Vorbesprechungen ist zu verdanken, dass 1630 der Friedensvertrag unterzeichnet wurde. König Karl I. von England schlug ihn deshalb zum Ritter. Auch in London war er als Maler tätig. In der Folge wurde er noch zu mehreren Staatsgeschäften gebraucht, die ihm jedoch geringere Ehren einbrachten. [CM] Friedensbilder in Europa. Verbundprojekt: „Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789." Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2009-2012.

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