Worum es geht

Beschreibung

Laurentius war ein römischer Diakon zur Zeit Sixtus II. und verteilte den Kirchenschatz nach der Ermordung des Papstes an die Armen und Kranken. Dafür wurde er auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet. Die Entwurfszeichnung zeigt im vehementem Strichbild der schwarzen Kreide und einer verhaltenen Lavierung in Grau und Braun das brutale Geschehen vor den Augen des hoch darüber thronenden Kaiser Valerian. Als Schüler von Giuseppe Ribera (1591-1652) wurde Luca Giordano ab 1654, nach einem Aufenthalt in Rom, zu einem der berühmtesten Maler Neapels. Sein Chiaroscuro, d.h. die starken Hell-Dunkel-Effekte, hatten Einfluss auch auf die Venezianer des 18. Jh. (»Tenebrosi«) sowie den süddeutsch-österreichischen Barock. Im Jahr 1692 folgte der Künstler einem Ruf Karls II. nach Spanien, wo u.a. das Gemälde mit der »Marter des hl. Laurentius« für San Lorenzo im Escorial (heute Iglesia antigua) entstand, das 1696 datiert ist (Madrid, Prado, Inv. Nr. P 7095; Ferrari/Scavizzi 1992, Nr. A 578, Abb. 726; eine weitere Entwurfszeichnung in Madrid, Real Biblioteca, Inv. Nr. IX/M/88, Nr. 9, eine Ölskizze im Kunsthandel, Madrid, Galería de la Mano; https://www.delamano.eu/work/luca-giordano-martyrdom-saint-lawrence-dra… ; Gloria Marinez Leiva: El martirio de San Lorenzo: Giordano intentando sustituir a Tiziano ?, in : Investigart, 7.10.2021; https://www.investigart.com/2021/12/07/el-martirio-de-san-lorenzo-giord… ). Unsere Zeichnung weist zahlreiche Abweichungen gegenüber dem Bild auf: Dort vereinfachte Giordano die Komposition und verzichtete auf etliche Figuren, so etwa auf den Schergen, der die Schulter des Heiligen stützt. Im Entwurf ist bei ihm eine Korrektur zu sehen (pentimento): Offenbar war der Kopf zunächst im Profil geplant, wendet sich dann aber dem Reiter am rechten Blattrand zu. Nach dem Tod Karls II. kehrte Giordano 1702 nach Neapel zurück. Nicolas Guibal (1725-1784) sah in seinem postum erschienenen Katalog seiner Sammlung 1785 (Nr. 22) noch ein »Dessein d'Andrea Sacchi & non de Carlo Maratti«, Ludwig Weisser entschied sich in seinem ersten Bestandskatalog des Königlichen Kupferstichkabinetts 1863 (Bü. 232) für die Zuschreibung an einen anonymen Italiener des 18. Jh.

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