Liegende; verso: Weiblicher Halbakt mit einem erhobenen Knie

Egon Schiele gilt als einer der bedeutendsten und radikalsten Zeichner des 20. Jh. Gemeinsam mit Gustav Klimt (1862-1918) und Oskar Kokoschka (1886-1980) prägte Schiele in nur knapp 10 Jahren Schaffenszeit den österreichischen Expressionismus. In seinen Porträts, Landschaftsdarstellungen, Selbstbildnissen und vor allem in seinen berühmten Frauenakten brach der Künstler mit althergebrachten Traditionen und beschritt sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht neue Wege. Die erotische Aktzeichnung erhob er zum autonomen Kunstwerk. Die auf einem weichen unbestimmten Untergrund lagernde Frau ist mit festem Bleistiftstrich erfasst. Der angewinkelte Oberarm verdeckt knappt die Brüste, ein ungestimmter Gegenstand (ein aufgebauschtes Tuch?) liegt über ihrer Scham. Die so inszenierte Verhüllung erweckt die Phantasie des Betrachters.