Worum es geht
Auf dem kleinformatigen, in Grau/Brauntönen gehalten Gemälde hat Hubbuch detailreich eine riesige, schier unüberschaubare Menschenmenge um den Trierer Dom festgehalten. Der imposante Bau ragt als surreale Zusammenschau architektonischer Versatzstücke, insbesondere des berühmten romanischen Westwerks, in der Mitte der Menge auf. Zwei kirchliche Würdenträger präsentieren vom Dach des Doms aus die Reliquie des Heiligen Rocks. In karikaturistischer Zuspitzung wechseln die Gesichtszüge der Gläubigen zwischen dumpf-apathischer Frömmigkeit und dümmlicher Sensationslust, dazwischen quälen sich Kranke und Krüppel in der Hoffnung auf Heilung. Die Reliquie des Heiligen Rocks, nach der Überlieferung das Gewand Christi, wurde im Sommer des Jahres 1933 öffentlich in Trier präsentiert. Zur Wallfahrt kamen über zwei Millionen Menschen, unter ihnen auch der Künstler Karl Hubbuch - allerdings nicht als gläubiger Reliquienverehrer, sondern als schonungsloser Beobachter des Phänomens Masse. Seine 1933, im Jahr der Machtergreifung Hitlers, entstandene Darstellung ist als beißend sozialkritischer Kommentar zur ideologischen Verführbarkeit der Massen zu interpretieren.
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