Gewandstudie zu einer auf Wolken sitzenden Figur

In der vorliegenden »Gewandstudie zu einer sitzenden Figur« zeigt sich das besondere Anliegen des bolognesischen Malers Guercino, die Stofflichkeit bis ins Detail zu studieren. Die Licht- und Schattenzonen verdeutlichen die Schwere des Stoffes. Gerade für derartige Materialerkundungen boten sich die weichen Zeichenmittel wie der Rötel oder die schwarze Kreide an, die wie hier mit dem graublauen Papier eine ästhetische Verknüpfung und Sinnlichkeit eingeht, die weit über den eigentlichen Zweck der Zeichnung hinausgehen. Die einzige Verbindung zur (gezeichneten) Realität zeigt sich in dem rechts unten nur skizzenhaft hervorblitzenden Fuß der Figur. Die Studie steht vermutlich in Verbindung mit Guercinos für Tiberio Lancellotti gemaltem Tondo »Ruhe auf der Flucht nach Ägypten« aus dem Jahr 1624, der sich heute in Ohio befindet (Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 1967.123; Nicholas Turner: The Paintings of Guercino, Rom 2017, Nr. 128.II).