Die drei Smiths: Brüder und Maler

Das 1765 publizierte Blatt ist außergewöhnlich, da es nicht die Gemäldevorlage eines mehr oder weniger berühmten Künstlers reproduziert, wofür das Mezzotinto durch seine Flächenhaftigkeit und starke Hell-Dunkel-Wirkung eigentlich prädestiniert ist. Stattdessen tritt hier William Pether (um 1738-1821) als Maler der Vorlage, als Stecher der Reproduktionsgraphik und als Verleger in Personalunion in Erscheinung. Dieser Eigenentwurf Pethers zeigt die drei Brüder William, George und John Smith, die als die »Smiths of Chichester«, ihrem Herkunftsort, Bekanntheit erlangten. Während William vor allem als Porträt- und Stillebenmaler und John auch als Stecher tätig war, spezialisierte sich George auf Landschaften und Historien in der Tradition von Claude Lorrain. Daher ist anzunehmen, dass eines seiner Gemälde auf der Staffelei zu sehen ist. Er selbst steht daneben mit Palette und Pinsel in der linken Hand, die rechte Hand in einer Art Denkerpose zum Kinn geführt. Der älteste William sitzt auf einem Stuhl davor und wendet sich im Gespräch an John, der die Arme auf der Stuhllehne verschränkt hat. Im Hintergrund hängen vier weitere Gemälde an der Wand. In einer Nische ist ein Kontrabass erkennbar, der nicht nur auf das eigene Musizieren verweist, sondern vielmehr auf die traditionelle - auch im kunsttheoretischen Sinne - enge Verbindung von Malerei und Musik. Diese Atelierszene spielt mit der besonderen Qualität des Mezzotinto, gerade Gemälde zu reproduzieren, in dem nicht nur ein Gemälde wiedergegeben wird, sondern auch mehrere Bilder im Bild zu sehen sind. So thematisiert das Blatt auf dreierlei Weise seine eigene Medialität: Das für Gemäldereproduktionen bevorzugte Medium des Mezzotinto gibt ein selbst geschaffenes Gemälde wieder, das wiederum mehrere Bilder im Bild involviert. Nur herausragende Schabkünstler wie William Pether waren fähig, solch eine Komposition zu schaffen und die Qualitäten der Mezzotinto-Technik derart künstlerisch und intellektuell auszuschöpfen.