- - - - dear ADDI: what i want to say you here depends on how the post...

Maschinenschriftlicher Luftpostbrief an Arthur Køpcke mit Poststempel vom 13.1.1964; Werkverz. T. S. Nr. 19. - Als »coalmail in homage to n. j. paik« hatte Tomas Schmit dieses erstmals 1963 versandte »mail piece« in sein Werkverzeichnis aufgenommen. Außer der Kopfzeile »cologne, 13th of january 1964 ------ dear ADDI :« enthält der Brief als eigentlichen Inhalt ein Kohlepapier, das durch das Hantieren seitens der Post und des Empfängers diverse zarte Spuren der Handhabung, auch den Poststempel, dem sonst leeren Papiergrund eingeschrieben hatte. Hinzu kommt eine ›editorische‹ Erläuterung: »what i want to say you here depends on how the post treats the / letter -- (this is tomas schmit's first postmusic in homage to / N J PAIK, the inventor of the postmusic, in its seventh reali- / zation -- first realization: april 63) --«. Eine Variante dieser leeren, sich selbst schreibenden Post hat Tomas Schmit 1964 als »vivograf« in einer Auflage von 100 Exemplaren (Werkverz. T. S. Nr. 31) in Umlauf gebracht. Die »coalmail in homage to n. j. paik« nimmt Bezug auf Paiks 1963 als Fluxus-Einblattdruck veröffentlichtes Konzept seiner »postmusic«. Es proklamiert eine radikal neue, »platonisch«-stille, »unexpressionistische« Musik, die sich nicht unbedingt im Akustischen abspielen muss. In dem Text ist u. a. von »›La post pour la post‹ in the sense of ›l'art pour l'art‹« die Rede; dies mag der Stimulus für Tomas Schmits »coalmail« gewesen sein. Kunsthistorischen Kategorisierungen generell abhold, kritisiert Tomas Schmit in seinem Kommentar zu Werkverz. Nr. 19 auch den Begriff der »mail art«, den er nur für sehr wenige, die Post als integrales Moment im Werkprozess nutzende Stücke gelten lässt. Seine »coalmail« gehört gewiss dazu. Auf der Rückseite des Luftpostumschlages bedankt sich Tomas Schmit bei Køpcke nochmals überschwänglich für das Nachsenden seiner in Kopenhagen am 29. September 1963 zurückgelassenen Sachen (vgl. Inv. Nr. AS 2016/1091). [WE]