Beweinung Christi; verso: Studie zum hl. Franziskus in Ekstase, zum trauernden Johannes der Komposition des Recto sowie zu einem Putto und zwei Masken

Worum es geht

Beschreibung

Um 1595 setzte sich Agostino Carracci intensiv mit den Werken von Raffael (1483-1520) und Correggio (1489-1534) auseinander, um nach der Zeit des Manierismus wieder an die klassische Tradition der Hochrenaissance anknüpfen zu können. Der sehr feine, mit hoher Sensibilität ausgeführte Entwurf zu einer »Beweinung Christi« auf der Vorderseite des Blattes zeigt Reminiszenzen an Werke der beiden genannten Meister. Es verstärkt sich hier die der Hochrenaissance analoge Tendenz, anatomisch gut durchgebildete Gestalten zu monumentalen Gruppen zusammenzuschließen und damit die gesamte Bildordnung klarer zu gliedern. Alle Personen sind durch Blickrichtungen und die malerische Lavierung miteinander verschlungen. Sowohl die Darstellung der Vorder- als auch die der Rückseite hängen mit Kupferstichen von Carracci zusammen: Die beiden Frauen und Christus rechts kehren leicht verändert in der 1598 datierten »Beweinung Christi (Christus von Caprarola)« wieder (Bartsch XVIII, S. 93, Nr. 101; Washington 1979, Nr. 209), einer Kopie nach einem 1597 entstandenen Stich seines Bruders Annibale (Bartsch XVIII, S. 182, Nr. 4; Washington 1979, Nr. 18). Auch Francesco Brizio (1574-1623) kopierte Annibales Stich seitenverkehrt (Inv. Nr. A 2247,a). Die Rückseite unserer Zeichnung ist übersät mit Skizzen, ersten Ideen, kalligraphischen Schwüngen und Notizen, die in ihrer Spontaneität und Frische von ganz besonderem Reiz sind. Die Szene mit dem heiligen Franziskus links unten lässt sich mit dem Kupferstich von 1595 »Der heilige Franziskus getröstet von einem musizierenden Engel« in Verbindung bringen, der wiederum eine seitenverkehrte Kopie nach dem gleichnamigen Stich von Francesco Vanni (1563-1610) ist (Bartsch XVIII, S. 70, Nr. 67; vgl. auch das Gemälde aus dem Umkreis Vannis; Artnet AG, Berlin, London und New York 31.3.2013; Die Verzückung des hl. Franz von Assisi by Francesco Vanni on artnet ); Agostino hat lediglich Vannis kleinen Engel in seiner Version in eine große Figur verändert (Bartsch XVIII, S. 70, Nr. 67; Washington 1979, Nr. 204; Jamie Gabbarelli: An Original Copy. Agostino Carracci's Saint Francis Consoled by a Musical Angel, after Francesco Vanni, in: Yale University Art Gallery Bulletin, 2011, S. 69-73).

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