Bauernkrieg, Blatt 2: Vergewaltigt

Eine der mit den zahlreichen Pflanzen ungewöhnlichsten Kompositionen im Werk von Käthe Kollwitz ist »Vergewaltigt«, das zweite Blatt in der zwischen 1902 und 1907 entstandenen Folge »Bauernkrieg«. Der Leichnam der missbrauchten Frau, deren Gesicht, das letzte Stück von Persönlichkeit und Individualität, fast nicht mehr zu sehen ist, erscheint zwar monumental, doch ebenso »zertreten« wie die Pflanzen. Ein letzter Akt von Menschenwürde wird dem Opfer von der Künstlerin dadurch zugestanden, dass die Scham mit einem Tuch verdeckt ist. Käthe Kollwitz schrieb über das Blatt 1908 an Paul Göhre schreibt: »Es ist eine verschleppte Frau, die nach der Verwüstung des Bauernhauses im Krautgarten liegengelassen ist, während ihr Kind, das davongelaufen war, hinter dem Zaun herübersieht.« Inmitten der wuchernden Natur ist der Kopf dieses Kindes, das links im Hintergrund erscheint, kaum auszumachen.