Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Oskar Schlemmer Eichberg 3 Post Bühl Amt Waldshut Baden den 1.Mai 1934 An die Direktion des Museum Folkwang in Essen z.Hd.des Herrn Dir. Graf Baudissin Sehr geehrter Herr Direktor, gestatten Sie mir, mich an Sie wenden in Sachen meiner Wandbilder im Brunnenraum des Museum Folkwang, an deren Schicksal ich ein begreifliches Interesse habe. Ich hörte, dass Sie einen Wettbewerb ausgeschrieben haben zur Erlangung von Entwürfen an stellen der bisherigen Fassung von meiner Hand. Sollte dies zutreffen, so nehme ich an, dass mit der endültigen Entfernung meiner Bilder zu rechnen ist, wobei mich dann die Frage interessieren würde, was mit den Tafeln geschieht. Ich bin mir im Augenblick über Rechtsfragen nicht im klaren, würde mich aber, falls es sich um Vernichtung, bzw. Uebermalung der Sperrholztafeln handeln sollte, entsprechend zur Wehr setzen. Dankbar wäre ich Ihnen für die Uebermittlung der Wettbewerbsbedingungen, um daraus zu entnehmen, was nunmehr von den Künstlern verlangt wird, thematisch (damals lautete das Thema: "Die jungmännliche Bewegung in unserer Zeit") und auch farbig formal, denn die Lösung war s.Zt. für mich einer ausserordentlich schwierige, da es sich darum handelte, Wandbilder zu schaffen, die so neutral wie möglich, dem Brunnen keine Konkurrenz machten. Ich habe im Verlauf mehrerer Jahre drei ganze verschiedene Fassungen für diesen Zweck ausgearbeitet mit dem Bestreben und aus der Notwendigkeit, die Wandbilder immer mehr zu reduzieren eben zugunsten des Brunnens, in welcher Beziehung Ihr Vorgänger, herr Dr. Gosebruch die einfigurigen Tafeln in rötlichem Ton als die entsprechendsten empfand. Es würde mich interessieren, ob es möglich wäre, meine Tafeln mit in die Wettbewerbsmasse hereinzubeziehen, sodass ich gewissermassen nochmals mitkonkuriere? Sie werden, sehr geehrter Herr Graf, mein Interesse an dieser Angelegenheit verstehen, zumal ich schon einmal, in Weimar, erleben musste, das Wandbilder von mir, ungefragt, zerstört wurden, ohne sie nochmals zu sehen und mich von ihnen zu verabschieden und weiterhin, weil es mir schlechterdings unverständlich ist, dass meine Wandbildbestrebungen derart der Verfolgung ausgesetzt sein sollen. Im höchstem Masse interessiert, was in Zukunft als wahre nationalsozialistische kunst gelten soll, sehe ich für mich und mein Deutschtum keinen anderen Weg als den bisherigen unentwegt fortzusetzen, unentwegt; freilich unter dem Eindruck der Zeitgeschehnisse, deren sich kein Künstler ganz wird entziehen können und auch unter dem Einfluss eines gänzlich veränderten Milieus, wie es im Gegensatz zu Stadt und Lehrtätigkeit, ein ländliches zurückgezogenes Leben mit sich bringt. In der Hoffnung, von Ihnen, sehr geehrter Herr Graf, zu hören, bin ich mit deutschem Gruss Ihr sehr ergebener

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