Worum es geht

Beschreibung

In Tumlingen bei Freudenstadt als Sohn eines Pfarrers geboren, studiert Schüz ab 1856 bei dem Historienmaler Karl von Piloty an der Münchner Kunstakademie. In München entsteht auch sein Hauptwerk, ein Erntebild nach dem Vorbild Ludwig Richters und Jean-François Millets. Die auf dem Rahmen angebrachten Bibelverse „Es wartet alles auf Dich, dass Du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn Du ihnen gibst, so sammeln sie, wenn Du deine Hand aufhtust, werden sie mit Gut gesättiget“ (Psalm 104, 27-28) geben dem Gebet der vielhäuptigen Familie unter dem Dach des weit ausladenden, fruchtbehangenen Apfelbaumes eine liturgische Dimension. Das Ammertal als das Gelobte Land Eine weite Landschaft bildet den Hintergrund der figurenreichen Szene. Es handelt sich um das das Tal der Ammer, eines Nebenflusses des Neckars, bei Herrenberg. In der Tiefe sind die Ausläufer der Schwäbischen Alb zu erkennen. Schüz findet das Setting für seine malerische Umsetzung von Psalm 104 an den Orten seiner Kindheit und Jugend. Hier entstehen zahllose Skizzen der Örtlichkeiten und ihrer Bewohner. Aus ihnen baut der Maler in seinem Münchner Atelier diese Komposition zusammen. Eine schwäbische Bäuerin als Madonna Die Verbindung von Landschaftsmalerei, bäuerlichem Genregemälde und biblischem Bekenntnisbild bedingt, dass Personen und Bildgegenstände mehrfach codiert sind. Die Mutter der betenden Familie ist eine Repräsentantin der in der Malerei des 19. Jahrhunderts außerordentlich beliebten Landbevölkerung. Zugleich ist sie eine Verkörperung Marias, der Mutter des Erlösers sowie der christlichen Tugend der Nächstenliebe (Caritas), zu deren Ikonographie hilfsbedürftige Kinder gehören. Das Lamm Gottes und das Sakrament der Eucharistie Zu den mehrfach mit Bedeutung belegten Bildgegenständen gehört auch das Lämmchen, das vor einem Steinquader liegt sowie die auf einer Decke vor den Betern ausgebreiteten Speisen und Getränke. Das Jungtier steht für das Lamm Gottes, eine neutestamentliche Metapher für Christus und seinen Opfertod. Die Nahrungsmittel lösen die im Psalmvers auf dem Rahmen verheißene Speise und Sättigung der Gläubigen ein. Die Rast der Schnitter Die Bauernfamilie hat sich im Sonntagsstaat im Schatten des Apfelbaums niedergelassen. Sie hat die Ernte bereits eingebracht und daher Zeit und Gelegenheit für ein Dankgebet. Die Sphäre der religiösen Praxis wird deutlich von jener der harten Landwirtschaftlichen Arbeit abgegrenzt. Für diese stehen die auf der anderen Seite des Baumes rastenden Schnitter. Einer hat seinen Strohhut abgenommen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Die im Psalm in Aussicht gestellte Speise hat harte körperliche Arbeit zur Voraussetzung. Die Vögel des Himmels Auf einem Feld unweit einer Kirche sind Schnitterinnen und Schnitter damit beschäftigt, das reife Getreide abzuschneiden und die Ernte zu bündeln. Eine Gruppe von Saatkrähen hält sich in ihrer Nähe auf. Einige der Vögel scheinen sich schon reife Ähren gesichert zu haben, picken nach ihrer Beute oder fliegen mit ihr davon. Auch sie sammeln und werden mit Gut gesättigt. Zweifellos stehen sie für die im Neuen Testament erwähnten Vögel des Himmels: „Sehet die Vögel des Himmels an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, euer himmlischer Vater ernährt sie“ (Matthäus 6,26).

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