Unterzeichnung des Nürnberger Exekutionsrezesses zum Westfälischen Frieden 1650 (In: Johann Ludwig Gottfried, Historische Chronik, Band II, Frankfurt a. M. 1775, vor S. 1019)

Worum es geht

Beschreibung

Der Nürnberger Friedensexekutionskongress von 1649 bis 1650 diente der Klärung von Fragen, die im Westfälischen Frieden offen geblieben waren. Über den Verlauf und die Ergebnisse wurde in Text und Bild ausführlich berichtet, sowohl in aktuellen Flugblättern als auch in ereignisnah erscheinenden Chroniken wie dem „Theatrum Europaeum" von 1652. Die Radierung schildert exakt die Arbeit der Friedensgesandten: die Kollation, also den Abgleich der bereits fertig ausgehandelten Vertragstexte des schwedisch-kaiserlichen Hauptrezesses am 16./26. Juni 1650 in der Nürnberger Burg. Alle haben die Urkundentexte vor sich: links an der Schmalseite des Tisches sitzen der kaiserliche Legationssekretär Erasmus Constantin Sattler, der den Text laut vorliest; neben ihm der schwedische Legationssekretär Bartholomäus von Wolfsberg. An der Längsseite (zum Fenster hin) sitzen die kaiserlichen Gesandten Isaak Volmar und Johann Krane, ihnen gegenüber, vom Rücken zu sehen, die schwedischen Alexander Erskein und Benedict Oxenstierna; an den Seiten die Vertreter der Reichsstände. Die beiden Stühle rechts am Tisch sind frei für die beiden Bevollmächtigen Octavio Piccolomini und Pfalzgraf Karl Gustav (vgl. Inv. Nr. B 252,8; B 252,22). Sie nahmen an der Verlesung nicht teil, erhielten die Verträge in ihre Quartiere gebracht und unterzeichneten dort. Anschließend wurden sie zur Burg zurückgebracht, wo abschließend die Vertreter der Stände unterschrieben. Zum Zeremoniell eines Friedensschlusses gehörten auch öffentliche Veranstaltungen, über die im Text berichtet wird: nach dem Salve-Schießen verlas ein Kanzleimitarbeiter die Proklamation des Friedens vor dem Rathaus vor tausenden von Menschen; die Rathaus- und Kirchenglocken läuteten eine Stunde lang; die Proklamation wurde an 15 verschiedenen Plätzen der Stadt wiederholt, vor großen Menschenmengen, „deren viel vor Freuden geweinet". Abends um acht Uhr gab es Dank-Predigten und -Gebete in den Kirchen; Freudenfeuer brannten die ganze Nacht. Diese Radierung wurde noch 1775 in Johann Ludwig Gottfrieds „Historische Chronik", nachgedruckt (dieses Exemplar). [HMK] Friedensbilder in Europa. Verbundprojekt: „Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789." Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2009-2012.

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