Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Weimar 25 Okt 22 Lieber Herr Meyer, ..... wenn ich also frei wäre von Stellung u Familie, so käme ich zu Ihnen um diesen Sommerzustand zu einem lebenslänglichen zu machen, sofern Sie es dulden würden daß sich einer dieser Art an Ihre Fersen klebt und sofern es ländertechnisch möglich wäre ..... Sie werden sicher nicht erklären können daß ich derart lange nichts hören lasse. Ich warte u warte auf Zeitungen die ich Ihnen schicken könnte u die nicht kommen, kommen. So sende ich Ihnen zunächst wenigstens dies. Vielleicht aber lasen Sie schon eine Neue Züricher Ztg in der etwas gestanden haben soll, auf die ich gleichfalls warte. Also es war - man kann sagen - ein Erfolg. In Stuttgart wenigstens - vor einem allerdings nachsichtigen Publikum, das lange Pausen erdulden mußte und daß Kostümteile auf der Bühne herumflogen, verloren wurden. Seltsamerweise hat keine auch die gehässigste Ztg dies nicht erwähnt oder ausgemünzt, bis auf jene Züricher wie ich höre. Es kam so daß z.T. Kostüme bei der Aufführung erstmals auf die Bühne kamen oder mir zu Gesicht - daß ich also als Mitwirkender u Überbeschäftigter sie bis heute nicht einmal sah. Man sagt mir: dies u dies war sehr schön - ich muß sagen - kann sein - ich hab es leider nicht gesehen. Tänzerisch kann ich heute selbst sagen - gegen vereinzelte Stimmen - versagte ich. Ich hatte z.B. auch bei der Aufführung erstmals Kostüme an, die die Bewegungen derart hinderten daß eine völlige Umstellung nötig war. Entgegen Burgers deren Kostüme alle fertig waren und die Tänze in ihnen mit mir einstudiert hatten. Wer war mein Controlleur u Helfer? Die Vorstellung als Wille oder der Spiegel. Dazu einiges Lampenfieber, Sorge um das Ganze - wie gesagt - ohne Probe, das Theater bewilligte mir eine ganz kurze, in der alles andre getan werden mußte nur nicht geprobt. Trotzalledem also. Mir ist klar geworden daß ich wol Tanzregisseur aber nicht selbst Tänzer sein darf. Ich kann alles sagen und leiten wenn ich selbst nicht beteiligt bin und dann bis ins Kleinste. Es zeigte sich daß die B. doch über einen theatertechnisches ver- fügen, daß sie eben gewohnt sind auf diesen Brettern u in diesem Licht sich zu bewegen. Sie riß alle Kraft zusammen u war scheints sehr gut. Er relativ auch. Die Urteile sind z.T. von Bauhäuslern deren über 20 gekommen waren (einschl. Gropius) und sich wie sie sagten wie Sieger fühlten dem Ganzen gegenüber. Es war eine Begeisterung die bis heute nachhält Schoppe ist übrigens Jean Paul entnommen aus Titan u Siebenkäs. Es ist die Figur die auch Leibgeber heißt aber auch Lövenskiold. Er geht gegen sein Ich los, das ihm (Schoppe) als Leibgeber entgegentritt, weiß nicht mehr welcher er nun eigentlich ist _ _ Deshalb also - auch um dem Wissenden von Schoppe auf den Leib=geber (als der ich mir vorkam) zu helfen. Von Baumeister flog mir dann auch ein Kranz zu und auf der Schleife stand: Schoppe von Leibgeber. _ Das "Triadische" ist zwar doch nicht in Ihrem Sinn, (es sei denn unter Brüdern) angezweifelt worden. _ Weiteres lesen Sie ja selbst. Sonst? Itten geht weg; hat in Herliberg ein Haus ge- kauft. Vermutlich haben Sie gehört von seinen Unter- nehmungen, Vorträgen u. Plänen, Schule einzurichten etc. Sehen Sie seine Ausstellung? Im Frühjahr soll eine größere mit Bildern folgen. Das Bauhaus liegt wieder in Wehen. Mein Bruder ist Werkstattmeister gewesen - er ließ sich zu einer moralischen Attacke gegen Grop. hinreißen die ihm die Stellung kostete. In Form u Mittel leider verfehlt daß auch ich Partei gegen ihn ergreifen mußte. Von Kunstsorgen später u mehr. - Die Zeitungen, nicht das Programm, gelegentlich zurück. Herzlichen Gruß ((((Die Bildchen?)))) Ihr Oskar Schlemmer

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