Worum es geht
Baldassare Franceschini, nach seinem Heimatort Volterra auch Il Volterrano genannt, war überwiegend in Florenz tätig. Die vorliegende Zeichnung zeigt Studien zu einem Kind, das von einer Hand gehalten wird sowie vier Versuche, den ausgestreckten Arm des Kindes näher zu erfassen. Eine weitere Handstudie ist nach oben gewandt. Alle diese Elemente finden sich wieder in dem um 1650 für die Conti della Gherardesca in Florenz entstandenen Gemälde des Künstlers mit einem »Schutzengel (Raphael mit dem kleinen Tobias?)«, das sich in der Staatsgalerie befindet (Inv. Nr. 3165). Dort hat sich das Kind vor drohender Gefahr in die Obhut des Engels geflüchtet, der ihn liebevoll umfängt. Ein zarter durchgezogener Konturstrich sowie die sanfte Helldunkel-Modellierung durch die Schraffur mit dem Rötelstift reflektieren den Einfluss der Kunst Antonio da Correggios (1489-1534) auf Franceschini. Im Gegensatz dazu spiegeln die bewegten Szenen auf der Rückseite bereits die Orientierung an Pietro da Cortona (1596-1669) wider: In mehreren Varianten wird dort das Martyrium eines Heiligen (Steinigung des hl. Stephanus?) mit Rötel und schwarzem Stift in wirbelnden Strichen angedacht. Auf der rechten Hälfte erscheint ein männlicher Rückenakt. Zu beiden hat sich bisher noch keine Beziehung zu einem Gemälde gefunden. Sowohl Recto als auch Verso der Zeichnung sind durch eine Mittellinie in zwei Hälften zerteilt.
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