Die hl. Anna unterrichtet Maria

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Worum es geht

Beschreibung

Baldassare Franceschini, nach seinem Heimatort Il Volterrano benannt, war überwiegend in Florenz tätig, wo er ein reiches malerisches Oeuvre im Auftrag der Medici und des Florentiner Patriziats entfaltete. Die hier zwar eher häuslich angelegte Szene einer Mutter mit Tochter hat jedoch religiösen Inhalt: Es handelt es sich um die Mutter Marias, die heilige Anna, die sie unterrichtet. Erstaunlich ist die überproportionierte Gestalt der Anna im Vergleich zur fast winzig erscheinenden Tochter, die in den großen Armen beschützend aufgefangen wird. Das um Sujets und Figuren immer wieder kreisende Spiel des Rötelstifts, Franceschinis bevorzugtes Zeichenmittel, ist charakteristisch für die Handschrift des Künstlers. Auch die Hervorhebung der Augen durch einen dunkleren Rötelstift sind typisch für ihn. Die ehemalige Zuschreibung an den Bolognesen Giovanni Andrea Sirani (1610-1670) (Aukt.-Kat. Weinmüller, München 13.-14.10.1938, Nr. 634, Taf. 29) lässt sich nicht halten. Laut Aufzeichnung von Werner Sumowski hielt David Lachenmann die Zeichnung für eine Arbeit von Paolo Gerolamo Piola (1666-1724) und bezog sich auf ein Studienblatt, ehemals bei Kurt Meissner in Zürich (Handzeichnungen alter Meister aus Schweizer Privatbesitz, bearbeitet von Werner Sumowski, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen [16.4.-21.5.1967] u.a., Bremen 1967, S. 60, Nr. 107 mit Abb.). Christel Thiem (mündl. 1998), der wir hier folgen, sah in unserem Blatt jedoch ein sicheres Werk von Franceschini. Es ist nicht geklärt, ob die Zeichnung, die 1938 bei Weinmüller eingeliefert wurde, aus der Sammlung des österreichischen Sammlers, Kunsthistorikers und Kunsthändlers Dr. Benno Geiger (1882-1965) stammte oder ob er nur der Vermittler war. Das Dorotheum in Wien ließ einen Katalog für die 453. Kunstauktion, angekündigt für den 3. und 4.6.1938, drucken, zog diese Auktion jedoch wieder zurück. Die Provenienz wurde auch in diesem Katalog nicht ausdrücklich benannt. Es bestehen jedoch große Übereinstimmungen bei den angebotenen Lots zwischen letzterer im Juni 1938 und der bei Weinmüller im Oktober 1938. Korrespondenzen der Auktionshäuser Weinmüller bzw. Dorotheum sind aus dieser Zeit nicht mehr vorhanden, so dass weitere Recherchen nicht möglich sind. Schlussfolgernd ist die Provenienz dieses Blattes problematisch, da die Provenienzen vor 1938 nicht bekannt sind.

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