Worum es geht
Aufgewachsen an der deutsch-französischen Rheingrenze, hatte Anselm Kiefer von jeher eine besondere Beziehung zu »Vater Rhein«, dem deutschen Fluss, der durch verschiedenste Mythen belegt ist. Als literarische Quellen dienten ihm vor allem Friedrich Hölderlins Hymne »Der Rhein« von 1801/02 sowie Ernst Moritz Arndts völkisches Pamphlet »Der Rhein. Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Gränze« von 1813. Doch liefert Kiefer durchweg ein desillusionierendes Abbild des Stroms, der jeglichen Glanz und Mythos verloren hat. Die Holzgerüste, zum Teil mit der Holzmaserung gedruckt, zeigen keine erlösende, sondern eine erschöpfte, tote Natur. Deren Leidensgeschichte, auch bildlich dargestellt durch reale Fußabdrücke auf den Blättern, vollzieht sich im Zeichen des Holzes inmitten einer düsteren Ödnis. Die Vergangenheit Deutschlands ist bei Kiefer kein Mittel zur Erlösung, sondern etwas Bestehendes, das man ertragen muss (vgl. auch »Der Rhein«, alle Blätter aneinander geklebt und auf Leinwand aufgezogen, Staatsgalerie Stuttgart, Inv. 3432).
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