Psyche in Amors Armen (Taf. 9 in: La Favola di Psiche)

Die Geschichte von »Amor Psyche« findet sich bei Apuleius in »Der Goldene Esel«. Eingebettet ist sie in die Erzählung vom Schicksal des Mädchens Charite, das von einer Räuberbande entführt worden ist. Die alte Haushälterin der Räuber erzählt ihr, um sie von ihrem Leid abzulenken, die Geschichte vom Gott Amor und der Königstochter Psyche. Nach Liebe und Leid endet diese schließlich mit der Hochzeit der beiden. Hier ist es die Szene mit Psyche in Amors Armen: Psyche, deren ältere Schwestern an Könige vermählt wurden, bekam selbst keinen Freier. Nach dem Orakelspruch des Apollo wird sie auf einem öden Felsen ausgesetzt. Amor, in Liebe zu ihr entbrannt, lässt sie in seinen Palast entführen. In der ersten Nacht erhält Psyche den Besuch ihres unbekannten Geliebten, den sie nicht anblicken darf. Vermutlich unter dem Einfluss Raffaels schuf Michel Coxcie um 1550 die Zeichnungen zu dieser Folge mit 32 Kupferstichen (Inv. Nr. A 24820-24850; Titelblatt und die letzte Tafel fehlen in Stuttgart). Dabei verwendete er teilweise Entwürfe Raffaels, die dieser für die Fresken in der Loggia di Psiche in der Villa Farnesina in Rom zwischen 1517 und 1519 geschaffen hatte. Die Zeichnungen wurden vom Meister B mit dem Würfel gestochen, in drei Fällen hat Agostino Veneziano signiert (Taf. 4, 7, 13). Ein Text, jeweils unten auf den Blättern angebracht, erläutert die entsprechende Szene.