Worum es geht

Beschreibung

Die Stuttgarter Zeichnung ist ein Paradebeispiel für Jean Restouts Einbindung von Figuren in eine Architekturkulisse mittels klarer Konstruktionslinien. Zwar geht es auch um die Findung der Gestalten, doch offenbar mehr um deren Platzierung im Bildraum: Die Architektur wird zum Maßstab für die Figur. Die Quadrierung, oft mehrlinig und besonders auffällig am Oberkörper des heiligen Petrus, verstärkt diese Tendenz zum Konstruktiven. Die Kompositionsstudie gehört zu dem gleichnamigen Gemälde von Restout, das 1738 im Pariser Salon ausgestellt war und zu einer Serie von drei Bildern mit »Szenen aus dem Leben des heiligen Petrus« gehört, die einst für die Kirche Saint-Pierre-Ensentelée in Orléans entstanden sind (heute Saint-Pierre-du-Martroi) (Gouzi 2000, Nr. P.92). Zudem haben sich zwei weitere Zeichnungen erhalten (Privatbesitz, recto und verso; Paris, Bibliothèque nationale de France (Gouzi 2000, Nr. D.64-D.65). In der Abfolge der Studien, alle in schwarzem Stift mit Weißhöhung auf blauem Papier, lässt sich die Entwicklung der Komposition verfolgen: Auf dem Recto der Zeichnung in Privatbesitz ist die Darstellung zwar in wesentlichen Zügen bereits festgelegt, doch fehlt der Johannes im Mittelgrund und Petrus hat den rechten Arm noch erhoben, rechts am Rand erscheinen weitere Figuren, die später eliminiert wurden. Der zweite Schritt zur Kompositionsfindung liegt in der Stuttgarter Zeichnung vor: Petrus hat weiterhin den Arm erhoben, auch erscheinen nun links zwei Figuren sowie rechts eine Gruppe aus dreien. Die Weiterentwicklung dieser Idee findet sich auf dem Verso des bereits genannten Blattes in Privatbesitz: Petrus ist an den rechten Rand gerückt, sein Arm erhobenen, doch im Pentimento findet sich auch die Variante mit dem gesenkten Arm, wie sie das Gemälde zeigen wird. In der Bildmitte erscheint nun Johannes. Den Abschluss schließlich bildet das Blatt in der Bibliothèque nationale, das nicht mehr skizzenhaft sondern höchst bildmäßig ausgeführt ist. Erneut hält Petrus den Arm erhoben, links finden sich mehrere Assistenzfiguren. Im Gemälde erscheint die Komposition schlussendlich gestrafft und kommt mit wenig Personal aus: Petrus rafft nun seinen Mantel mit der rechten Hand, und links steht nur eine Frau mit Kind. Auch die Hintergrundarchitektur wurde vereinfacht.

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