Pax. Der Friede. (In: »Des berühmten italiänischen Ritters Caesaris Ripae Allerley Künsten und Wissenschaften dienliche Sinnbilder und Gedancken«, Pars IV, Nr. 79)

Worum es geht

Beschreibung

Mit Cesare Ripas (1555-1622) »Iconologia« erschien 1593 das erste Handbuch der Personifikationen, das die Bildwelten der Frühen Neuzeit nachhaltig beeinflusste und kanonisierte. Die bereits 1603 publizierte erste illustrierte Ausgabe ist mit Holzschnitten personifizierter Begriffe ausgestattet. Der Motiv- und Formenreichtum der Bilder ist singulär in der um 1700 in Augsburg bei Johann Georg Hertel (tätig um 1765) verlegten Ausgabe »Des berühmten italiänischen Ritters Cesaris Ripae allerley Künsten und Wissenschaften dienliche Sinnbilder und Gedancken [...]«. Etwa zwei Drittel von den darin enthaltenen insgesamt 200 Tafeln wurden durch Jeremias Wachsmuth (1712-1771) nach Zeichnungen von Gottfried Eichler (1715-1770) in Kupfer gestochen. Die Friedenspersonifikation Pax ist mit Olivenblättern bekränzt und hält in der ausgestreckten rechten Hand eine brennende Fackel, im linken Arm ein Palmwedel. Schwungvoll zündet sie einen vor ihr liegenden Waffenstapel an und macht dadurch eine unmittelbare Wiederkehr des Krieges unmöglich. Der Bildtitel: »PAX. / Sub juga bos veniat Sub terras Semen aratas / Pax Cererem nutrit, pacis amica Ceres.« (Unters Joch soll das Rind, in die Ackererde der Samen: der Friede nährt Ceres, Ceres ist des Friedens Freundin) umschreibt die segensreichen Folgen des Friedens als Ergebnis des Umschmiedens der Waffen. Die lateinische Beischrift verweist auf einen segensreichen Friedenszustand unter dem Regiment von Pax und Ceres. Der politische Sinn dieser Szene wird entschlüsselt durch das von einem schwebenden Putto oben rechts gehaltene Spruchband mit der Aufschrift »Concordia res parvae crescunt« (Durch Eintracht wachsen kleine Dinge). Das Zitat aus Sallusts »Bellum Iugurthinum« (10,6) besagt hier nichts anderes, als dass das »Gemeinwesen« oder der »Staat« allein durch Eintracht wachsen und Bestand haben wird. Im Hintergrund stehen Eintracht und Vorsicht, die als Sinnbild der Versöhnung einen Olivenzweig und ein Palmwedel über einer Erdkugel kreuzen. Dahinter schläft der vom Kampf erschöpfte Kriegsgott Mars - ein seit dem 17. Jahrhundert gebräuchliches Sinnbild des Waffenstillstandes. Die Vernichtung der Waffen als Voraussetzung für den Frieden ist ein geläufiges Handlungsmotiv, das bereits auf römischen Münzen für die siegreiche Niederwerfung der Feinde durch das Imperium stand. In der Frühen Neuzeit wurde es umgedeutet als Zeichen des Sieges über den Krieg. Die waffenverbrennende Pax - oft nach dem Holzschnittmodell in Ripas »Iconologia« gestaltet - bleibt bis ins 18. Jahrhundert der meist verwendete Typus der Friedenspersonifikation. Er fungiert als Repertoirefigur für Medaillen, Frontispiz-Kompositionen, Druckermarken, Bild- und Skulpturenprogramme. [CM] Friedensbilder in Europa. Verbundprojekt: „Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789." Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2009-2012.

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