Paolo und Francesca klein

Die Radierung steht in Zusammenhang mit Wilhelm Lehmbrucks Beschäftigung mit der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri. Der Dichter griff in seinem Hauptwerk die historisch nicht belegte Ermordung von Francesca da Rimini und ihrem Liebhaber Paolo di Malatesta auf. 1913 fertigte Lehmbruck diese Graphik, die das getötete Paar zeigt. Er bezieht sich bei seiner Darstellung der schwerelos schwebenden, ineinander verwobenen Gestalten auf eine Stelle in der literarischen Vorlage - neben den zwei Protagonisten im Bildmittelgrund erkennt man auf dem Blatt am oberen Bildrand noch eine weitere verdammte Seele. Im zweiten Höllenkreis, wo die »Sünder aller Fleischeslüste« gefangen sind, sieht Dante die Verdammten im Höllensturm umherfliegen. Besondere Aufmerksamkeit erregen die unglücklich Verliebten Paolo und Francesca, er bittet die beiden, »die so leicht vom Wind getragen scheinen«, ihm von ihrem Schicksal zu berichten.