Worum es geht
Fotografie ist maßgeblich an der Konstruktion von Identität beteiligt. Seit 1915 wird sie in Form von Passbildern zur behördlichen Identifikation von Menschen genutzt. Und im Zeitalter der Smartphones steht das Selfie für die schier unbegrenzte Formbarkeit des Selbstbildes. So kann Fotografie Identitäten festschreiben – aber auch auflösen und vervielfältigen. Bereits in den 1970er-Jahren untersucht Katharina Sieverding die medialen Mechanismen der Typisierung und Ikonisierung, indem sie ihr eigenes Konterfei zum Hauptgegenstand ihrer fotografischen Bildserien macht. Die vorliegende Arbeit zeigt eine Reihe von zwölf Schwarzweiß-Aufnahmen, die jeweils den Kopf der Künstlerin in verschiedenen Haltungen zeigen. Die Anordnung als Fries und die Verfremdung durch den Effekt der Solarisation, bei dem Hell- und Dunkelwerte teilweise verkehrt werden, lassen – wie Manfred Schmalriede bemerkt hat – im geschönten Gesicht zugleich den überindividuellen Totenkopf erscheinen.
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