Von nuwen funden (Von neuen Moden) (zu Sebastian Brants "Narrenschiff", Kapitel 4)]

Worum es geht

Beschreibung

Die Moralsatire »Das Narrenschiff« des in Straßburg und Basel tätigen Humanisten Sebastian Brant war der größte Bucherfolg der Zeit, vielfach aufgelegt und kopiert. Die deutsche Erstausgabe von 1494 schildert in volkstümlichen Versen Laster, törichte Handlungen und Missstände; für das internationale und gelehrte Publikum erschien 1497 auch eine lateinische Übersetzung. Zur Wertschätzung trugen besonders die Holzschnitte bei, die am Anfang jedes Kapitels stehen. Als »Hauptmeister« wird Albrecht Dürer angesehen (vgl. Inv.Nr. A 9052). Den zweitgrößten Anteil mit 15 Bildern hat der »Haintz-Narr-Meister«, benannt nach dem Namen im Bild zu Kapitel 5. Das Bild zu Kapitel 4 konnte ihm jedoch nicht zweifelsfrei zugeschrieben werden. Es ist der einzige Holzschnitt im »Narrenschiff« mit einem Datum, und einer von nur dreien mit einem Namen. »Uli von Stauffen frisch und ungestalt« ist der fiktive Name des alten Narren, der den Spiegel aus der Hand eines jungen, hochmodisch gekleideten Mannes entgegengenommen hat und nun mit Wohlgefallen hineinblickt. Die Überschrift erläutert die Szene: »Wer neue Funde [Moden] bringt durchs Land, Der gibt viel Ärgernis und Schand Und hält den Narren bei der Hand.« Der Narr ist gewissermaßen das Spiegelbild dessen, was aus dem eitlen jungen, der Modetorheit verfallenen Mann wird. Doch da sich kein Gesicht im Spiegel zeigt, ist das Bild selbst auch als »Spiegel« für die Betrachter zu verstehen. Die Männermode mit »schändlich kurz geschnittnen Röcken, Die kaum den Nabel mehr bedecken!«, also bunten, vielfach verzierten, oben tief ausgeschnittenen Gewändern wurde teilweise in damaligen Kleiderordnungen verboten. Am Ende dieses Kapitels fordert Sebastian Brant geradezu das Eingreifen der Obrigkeit: »Weh dem auch, der solch Schand nicht straft: Ihm wird zu Lohn dass er nicht hofft!«

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