Worum es geht

Beschreibung

Der bärtige Alte ist fast ganz in Schatten getaucht, nur ein kleiner Teil der in Falten gelegten Stirn, der rechten Schläfe, der Nasenspitze und des Bartes sind mit breiten aber kontrollierten Pinselstrichen modelliert. Es stellt sich der Eindruck ein, der alte Mann würde konzentriert auf ein Gegenüber blicken, in der rechten Hand hält er offenbar ein kurzes Messer. Ist hier eine Angriffspose gezeigt, oder ein einfacher Mann, der sein Arbeitsmaterial zur Aufnahme einer alltäglichen Tätigkeit bereithält, Arbeit in der Küche etwa, oder die Einnahme eines Mahls. Individualisierte Typenköpfe wurden im 17. Jh. genutzt, um besondere Gesichter in Farbe festzuhalten und ggf. später in einer größeren Komposition zu verwenden - der genrehafte Charakter, den das Stuttgarter Bild besitzt sowie die starke Verschattung des Kopfes haben zu einer Zuschreibung an Michelangelo Meresi da Caravaggio (1571-1610) geführt. Auch wenn dieser nicht der Maler des Bildes gewesen ist, verrät das Gemälde doch ein lebhaftes Interesse an kompositorischen Kunstgriffen, die Caravaggio in die italienische Barockmalerei als Gegenbewegung zum akademischen Idealismus eingeführt hatte. Dramatische Verschattung, kühne Verkürzung und ungeschönte Wiedergabe des Bildgegenstandes wurden von Zeitgenossen wie etwa Orazio Borgianni (1578-1616) in Rom aufgegriffen. Charakterköpfe, die mit raschem Pinselstrich zwischen Skizze und eigenständigem Kunstwerk stehen, waren bei Sammlern beliebt. An das römische Umfeld der Caravaggio-Nachfolge erinnert auch das Stuttgarter Gemälde.

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns