Liegender gefesselter Sklave, Mann, der sich zu Boden geworfen hat; verso: Orientalischer Schmuckhändler bietet Europäern seine Ware an, Affe

Worum es geht

Beschreibung

Giovanni Domenico Tiepolo zeichnet in diesem Ricordo (Nachzeichnung zur Erinnerung) zwei Figuren aus der »Asia« des Würzburger Treppenhausfreskos nach, darunter zunächst 1752 den liegenden gefesselten Sklaven links unterhalb der Personifikation des Erdteils Die schwach angedeuteten Hände neben seinem Knie gehören bereits zu der Gestalt in Rückenansicht, die auf der Rückseite einer weiteren Stuttgarter Zeichnung wiedergegeben ist (Inv. Nr. C 1477). Während der Arbeit der Familie Tiepolo am zweiten Abschnitt des Deckenbildes 1753 nahm Giovanni Domenico das Blatt erneut zur Hand und beschäftigte sich nun, auf dem gedrehten Papier, mit dem Mann, der sich zu Boden geworfen hat, aus dem rechten Teil des Freskos. Nur schemenhaft erscheint daneben die zweite Figur in Proskynese (Massimo Gemin und Filippo Pedrocco: Giambattista Tiepolo. I dipinti. Opera completa, Venedig 1993, Nr. 415; Der Himmel auf Erden. Tiepolo in Würzburg, hg. von Peter O. Krückmann, Ausst.-Kat. Würzburg, Residenz [15.2.-19.5.1996], München und New York 1996, Bd. 1, Abb. S. 112-113). Auf der Rückseite finden sich die Gruppe mit dem »Schmuckhändler« aus dem »Afrika«-Fresko sowie links oben, nur skizzenhaft erfasst, der Kopf des Affen (ebd., Bd. 1, Abb. S. 108-109). Somit gehört die Rückseite des Blattes in die Reihe der Zeichnungen nach der »Afrika«, die in Stuttgart am vollständigsten von allen Partien der Würzburger Treppenhausdecke in Ricordi dokumentiert ist (Inv. Nr. C 1470, C 1473, C 1479 recto, C 1484 recto, C 1499, C 1477 verso, C 1482 verso, C 1478 recto und verso, C 1480 verso, C 1490 verso). Der Ricordo nach dem »Mann, der sich zu Boden geworfen hat« diente später dem Vater in der Vorbereitungsphase des Deckenbildes von 1760/61 für die Villa Pisani in Strà, denn dort kehren nicht nur die Figur des auf dem Rücken liegenden Sklaven, sondern auch die beiden Männer, die sich zu Boden geworfen haben, fast wortwörtlich wieder (Gemin/Pedrocco 1993, Nr. 511). Vermutlich erinnerte sich Giovanni Battista (1696-1770) auch an diese Figur im Zusammenhang mit zwei Gemälden aus der spanischen Zeit, die sich heute in der Sammlung der Duchessa di Villahermosa in Pedrola befinden (ebd., Nr. 535, 536). Auch Giovanni Domenico zitierte die Figur ein weiteres Mal in seinem Bozzetto zur »Himmelfahrt Mariae« von 1793; im ausgeführten Fresko in Cartura erscheint die Gestalt jedoch etwas verändert (Adriano Mariuz und Ivano Cavallaro: Giandomenico Tiepolo a Cartura, Padua 1993, S. 1-34, Abb. 13-16). Die Gestalt des Sklaven findet sich ebenso, etwas variiert, jedoch mit vergleichbarer Arm- und Beinhaltung, im 1752 datierten »Engelssturz« wieder, einem Altarbild, das Giovanni Battista Tiepolo für die Würzburger Residenzkapelle schuf (Gemin/Pedrocco 1993, Nr. 416).

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns