Liebste- Du siehst schon den wechselnden Briefpapier...

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Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Stuttgart 14 Mrz 1915 Liebste - Du siehst schon den wechselnden Briefpapier meiner Unstetigkeit an - sieh! sie haben mir das Atelier besetzt - entgegen der Versicherung daß ich es jederzeit beziehen könne. Nun ist ein alter Knabe von Maler darinnen - ein Rekrut der Malerei. Dann habe ich die Andern berucht- den alten Professor mit den jugendlichen Ideen, - ein andrer im Streben mir ver- wandter - unglücklich über den Krieg - daß wir nicht zu- sammenarbeiten könnten - ein Schweizer - ein ernsthafter Mensch. Gegen all die muß ich mich verschliessen - will ich nicht den alten Zustand des Unmuts heraufbeschwören. So - ein treumulator - sammle ich Kraft - bis zur Stunde da er sich entlade. Diese Zeit der Enthaltsamkeit von künstlerischer Arbeit (mein Freund M. meinte einmal der Gläubige male nicht, nur der ungläubige brauche diese Stütze sich seiner zu vergewissern I - hat sein Gegenstück. Ich könnte vom Segen des Fastens singen. Ein heiliger Antonious wahrlich, - denn die lieben Verwandten locken mit Silberschüsseln voll Fett Braten - Sauerkraut u Spatzen! - Ich habe einen schweren Stand - kannst Du Dir denken. - Giebt es eine geeignetere Zeit des Fastens als jetzt - Ostern! Es sind doch die Juden, die es 40 Tge tun? Bin ich Ostern in Berlin? Werde ich das nest leer finden - denn ich kenne den Dämon nicht! ------- Baden! täglich bin ich im Bad unter heissester u. kältster Dusch., Langsam, vollgenießend, durch das grüne Wasser ziehend. Teerschwefelseife. Euka- lyptusöl. Ich sehe Dich oft in dem braunen Kleid gehen, das Mieder enggespannt - das Elfenbeinmedallion, oval, am Hals. Sei gegrüsst. Mein Herz klopft - drum herzlich Dein Oskar

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