Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Breslau, 8.10.30 Lieber Herr Westheim, es dürfte Sie interessieren, dass in Weimar letzte Woche meine Wand-malereien und plastiken entfernt, bezw. zugestrichen wurden, da Sie sich s.Zt. sehr für diese Arbeiten eingesetzt haben. Ich habe die Information vom Kastellan des Hauses, der mir zur Rettung einiger, allerdings "labiler" plastiken verhalf und in seinem Brief schriebt ".. es ist alles weiss überstrichen worden, was ich und viele Andere sehr bedauert haben. Es ist aber gegen den Zug der Zeit nichts zu machen". -Von welcher Seite dieser spezielle Zug der Zeit nun entfacht wurde, ob vom Direktor Schulze, geborener Naumburg oder von der Frickatelle des Kultusministeriums aus, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin haben diese Dinge nun 5 Jahre dem Sturm, bezw. Zug der Zeit getrotzt. Aber trösten wir uns, denn "neues Leben blüht aus den Ruinen": ich habe in diesen Tagen die Wandbilder für das Museum Folkwang in Essen fertiggestellt, die zunächst kurze Zeit hier im Schlesischen Museum gezeigt werden, um dann nach Essen verfrachtet werden. Ich wünschte, Sie könnten Sie bald sehen. Möglicherweise sind sie eine Tat. Was ich an Fotos zusammenbekomme, schicke ich Ihnen gern, wiewol die sehr differenzierte Malerei kaum recht herauskommen wird. Die "Fünfzehnergruppe" befindet sich vermutlich auf dem Rücktransport" Am Otto Meyer-Aufsatz arbeite ich. Mit bestem Gruss Ihr NB. Zu ersterem: die Wandgestaltungen in Weimar befanden sich in einem von van de Velde erbauten sogenannten "Werkstattgebäude" also in einem neutralen, unoffiziellen Gebäude, das ich s.Zt. wählte in der Annahme, dass dort niemandem etwas zu leide geschähe. _Der Wandschmuck zog sich vom Parterre des Gebäudes zum ersten Treppenabsatz und von hier zum 1. Stock. -Es ist ja seltsam, dass in einem solchen Fall der Urheber gar nicht gefragt wird. Er könnte ja z.B. den Wunsch haben, ein letztes Lebewohl zu sagen oder die Opfer zu fotografieren. Barbarische Zeiten!

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