Lieber Dieter Keller, rasch einen Gruß über "den englischen Gruß"...

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Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Wuppertal-Elberfeld, Hermann Göringstr. 43 II bei Titz Lieber Dieter Keller, rasch einen Gruß über ¿den englischen Gruß¿ dazu. Hatten Sie denn mein Foto schon? Ich dachte, oder wars nur ein Klischeedruck? Nun also: hängen Sie dieses an die liebe falle, die es nicht bloß, sondern sogar wörtlich ist für Sie ¿ nur mög Ihnen das Foto über einiges weghelfen, wie es so sehr momentan zu sein scheint. ¿Scheint?¿ werden sie fragen! Nun lebe ich schon 14 Tage in dieser einerseits schrecklichen Stadt. Leider noch ohne festen Halt, da mein Arbeitsraum noch im Bau befindlich und, obwohl französische Gefangene mitarbeiten, noch nicht so bald fertig und beziehbar sein wird. In der Fabrik herrscht auch Raumnot; so bin ich auf mein möbl. Zimmer angewiesen, das genau so ist, wie eben möbl. Zimmer zu sein haben. Immer noch unter 21 Angeboten das entsprechendste Vorläufig. ¿ Dazwischen Farbfoto aufnehmen dirigierend von Lackfarben für Reproduktionszwecke. Es ist ganz enorm, was diese Firma an Geldern abwirft (nicht gegen mich zunächst, aber ich hoffe mich noch an die Quelle heranzupirschen an der Willi Baumesiter so geschickt zu liegen versteht, seit längerem Rechtzeitig erkannt, hätte mir eine Tätigkeit hier manche Fronarbeit bei Kämm. ersparen können. Jedoch - alles was geschah, sei ¿ angeblich ¿ für etwas gut. Nehmen Sie ihre Situation auch von der gottgefälligen Seite, soweit sie sich nehmen lässt und man nicht genommen wird , was ich natürlicher Weise annehme. Einmal muß ja das Ding ein Ende nehmen. Aber freilich der Winter ist lang und kalt. Besteht keine Aussicht, daß Sie wieder freikommen? Rückseite Darf ich Ihnen nochmal mit der Blasphemie kommen und fragen, ob Sie die Bücher unter den obwaltenden Umständen nicht besorgen können? Nur um zu wissen, ob ich andere Christkinder dann mobil machen muss. Ob es durch Mitteilung an Ihr Verlagshaus geht und wenn es gehen sollte, so Adressierung nach Sehringen. Kann es nicht sein, so ist das auch nicht schlimm. Reichts auch zu keinem Weihnachtsurlaub? Kommt da nicht jeder mal dran? Ihre liebe Frau schrieb einen kummervollen Brief mit einem reizendem Bildchen des Trios. Ein Glück, daß sie eine Perle hat. Hierher kommen seltsamerweise keine Flieger. Nur einmal mußte ich in den Keller, zwangsweise, da gerade im Bahnhof. Aber oft hört man nächtliches Böllern in Richtung Köln, Essen usw. Ich muß mich heute kurz fassen. Seien Sie herzlich gegrüßt, lieber Dieter Keller und tragen Sie das Unvermeidliche so gut es geht. Ihr Oskar Schlemmer

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