Lieber Dieter Keller, Wie mag es Ihnen gehen?...

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Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Lieber Dieter Keller, wie mag es Ihnen gehen? Haben Sie sehr kalt? Es ist ja ein überraschend milder Winter dieses Jahr (so hätte der vorjährige sein sollen), aber die russische Kälte ist ja nicht die unsere. ¿ Welch ein Glück, daß Ihre beiden Lieben, Frau und Kind, rechtzeitig Vaihingen verlassen haben! Nach den Berichten unserer Verwandten muß es furchrbar aussehen, wenn auch in keinem Vergleich zu Köln, Mainz usw. Und Ihr Haus ist unversehrt. ¿ Aber das Kriegsende ¿ es ist nicht abzusehen. Hier erwartete mich eine solche Masse Arbeit, leider auch viel Schriftliches, Textverfassungen zu maltechnischen Untersuchungen, daß ich kaum zu Atem und zum Schreiben kam. Sie müssen leider auch heute mit diesem vorliebnehmen. Ich hätte Ihnen so gern einen christlichen Weihnachtsbrief geschrieben und etwas Gemaltes gesandt. Das muß ich nun vertagen. Rückseite Der letzte Bericht Ihrer lieben Frau klang gar nicht gut. Fieber und so gar nicht auf der Höhe. Hoffentlich hat sich dies gebessert. Ich stehe nun davor, mich von Kämmerer zu lösen ¿ aus der Tarnungssache bin ich schon heraus, sie wurde nach dem anfänglichen Experimentieren immer schematischer. Das können auch Gebrauchsgrafiken und tun es nun auch. Leid tut es mir dabei um Stuttgart, die Stadt, die Freunde, die ich nun immer seltener sehen werde. Während des Krieges ist man hier, im Rüstungsbetrieb, wohl am besten aufgehoben (bei Kä. drohte nämlich die Dienstverpflichtung!), so hält man eben aus ¿ und hofft, daß auf diese grausamen Zeiten, andere bessere folgen mögen. Ob Sie auch Tannendurft und Kerzenschimmer um sich haben werden? Ich wünsche es Ihnen und grüße Sie herzlich! Ihr Osk Schlemmer Der zweitletzte Rosafarbene Willi Baumeister ist jetzt auch hier und läßt Sie herzlich grüßen Linker Rand: Der Verlag sandte mir einen Kosmos-Naturkalender. Ich nehme an, auf Ihre Veranlassung. Schönen Dank. Kunst kam dies Jahr wohl nicht?

Text

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