Worum es geht
Das Blatt zeigt ein Brustbild mit den ernsten Gesichtszügen des württembergischen Diplomaten Johann Konrad Varnbüler (1595-1657) in einem ovalen Rahmen, der in ein hochrechteckiges, ornamental geschmücktes Bildfeld eingepasst ist. Der Identifizierung des Dargestellten dient eine Schriftkartusche mit vierzeiliger lateinischer Inschrift, die seinen Namen, Auftraggeber und seine Funktion nennt: IOHANN: CONRAD VARNBÜLER, SERE=|NISSIMO PRINCIPI WÜRTTEMBERGICO A | CONSILIIS REGIMINIS SECRETIORIBUS, P[RO] T[EMPORE] | AD TRACTATVS PACIS UNIVERSALIS LEGATVS. (Johann Konrad Varnbüler, für den durchlauchtigsten Herzog von Württemberg durch Anweisung der Geheimen Regierungsräte für einige Zeit Gesandter bei den Verhandlungen des allgemeinen Friedens). Am oberen Rand ist das Wappen des württembergischen Dienstherren aufgelegt, unten vor der Brust des Dargestellten das Familienwappen der Varnbüler. Die Devise PAX FIRMA, IN MVLTA PATIENTIA. (Ein sicherer Friede besteht in viel Geduld) gibt Aufschluss über das Selbstverständnis des württembergischen Diplomaten und das zeitgenössische Verständnis eines lang andauernden Friedensprozesses. Der hier dargestellte Johann Konrad Varnbüler stand seit 1632 als Diplomat in den Diensten Herzog Julius Friedrichs von Württemberg-Weiltingen (1588-1635) und Herzog Eberhards III. von Württemberg (1614-1674). Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Württemberg durch das 1629 von Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) erlassene Restitutionsedikt etwa ein Drittel seines Territoriums verloren. Varnbüler wurde von 1633 bis 1634 als Mitglied des Rates (Consilium formatum) des Heilbronner Bundes nach Frankfurt am Main entsandt. Er konnte dort das Vertrauen des schwedischen Reichkanzlers Graf Axel Gustafsson Oxentierna af Södermöre (1583-1654) gewinnen und bewirkte die Rückkehr Herzog Eberhards III. aus dem Straßburger Exil. Als württembergischer Diplomat bei den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück unterzeichnete Varnbüler den Vertrag für das Herzogtum Württemberg. Darin erreichte er sehr erfolgreich die Restitution der verlorenen Gebiete. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm das württembergische Lehen Hemmingen als erblicher Besitz verliehen. Im November 1650 führte ihn eine neue Gesandtschaft nach Wien, wo er die Bestätigung des wiedergewonnenen Reichslehens für den württenbergischen Herzog erlangen sollte. Kaiser Ferdinand III. (1608-1657) würdigte Varnbülers diplomatische Verdienste durch die Verleihung einer goldenen Gnadenkette, die Ernennung zum kaiserlichen Pfalzgrafen sowie einer Erneuerung des alten Adels mit der Namens- und Wappenvermehrung von und zu Hemmingen. Neben Gerard TerBorch (1617-1681) gehörte der holländische Maler Anselmus van Hulle zu den produktiven Porträtisten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Zwischen 1646 und 1650 malte er Hunderte von Bildnissen im Auftrag der Gesandten. Obwohl van Hulles Gemälde heute fast alle verschollen sind, haben sich nicht weniger als 132 aufwendig gestaltete Porträtkupfer erhalten, die in einem umfangreichen Porträtwerk zusammengestellt wurden. Bis ins 18. Jahrhundert kamen mehrere Auflagen zur Veröffentlichung. Die vollständigste Ausgabe erschien unter dem Titel „Pacificatores Orbis Christiani" (Friedensstifter der christlichen Welt) 1697 in Rotterdam. Die Graphische Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart verwahrt ein Exemplar dieses Porträtstichwerks in der Erstausgabe von 1648 (vgl. Signatur: MD 497). Das Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz hat europäische Archivbestände gebündelt und in der Forschungsdatenbank „Europäische Friedensverträge der Vormoderne-Online" unter www.ieg-mainz.de Ausfertigungen sowie Drucke des Westfälischen Friedens frei zugänglich zur Verfügung gestellt. [CM] Friedensbilder in Europa. Verbundprojekt: „Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789." Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2009-2012.
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